NÖ: 3.000 Arbeitslosen wurden Bezüge gesperrt

Johanna Mikl-Leitner
Johanna Mikl-Leitner initiiert Projekt "Jobchance" gegen Langzeitarbeitslosigkeit in Niederösterreich.

Als "angespannt" bezeichnet LHStv. Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) die Situation am niederösterreichischen Arbeitsmarkt. Per Ende August waren laut AMS Niederösterreich 12.845 ein Jahr und länger als arbeitslos gemeldet, eine Steigerung um rund knapp 20 Prozent (2.124 Personen) gegenüber dem Vorjahresmonat.

Heuer ist bereits mehr als 3.000 Menschen in Niederösterreich das Arbeitslosengeld gesperrt worden. Wegen Arbeitsunwilligkeit, also Ablehnung eines Stellenangebotes, gab es im Bundesland von Jänner bis Juli 2016 insgesamt 2.345 Sperren, hieß es vom AMS.

Lohnkostenförderungen

Mit dem Projekt "Jobchance" will Mikl-Leitner hier Abhilfe schaffen. Durch Lohnkostenförderungen für Betriebe sollen Langzeitarbeitslosen in NÖ der Weg zurück in den Arbeitsmarkt erleichtert werden. Gleichzeitig will man dadurch "schneller jene ausfindig machen, die das Sozialsystem ausnutzen, und ihnen AMS-Leistungen kürzen", erklärte Mikl-Leitner am Mittwoch. Für 2017 stehen 3,25 Mio. Euro und 300 Stellen zur Verfügung.

Ab Anfang Jänner kommenden Jahres sollen die ersten Langzeitarbeitslosen im Rahmen von "Jobchance Netzwerk Arbeitsplatz Niederösterreich" über den Verein "Jugend und Arbeit" an Firmen gemeinnützig als Arbeitskräfte überlassen werden. "Wir erwarten, dass von den 300 Menschen mindestens 50 Prozent weiterbeschäftigt werden", sagte Karl Fakler, Geschäftsführer des Arbeitsmarktservice (AMS) Niederösterreich, bei einem Pressegespräch in St. Pölten.

Als Anreiz erhalten Unternehmen im Rahmen des Projekts vier bis sechs Monate lang eine Förderung bei den Lohn- und Lohnnebenkosten: Betriebe, die Langzeitarbeitslose beschäftigen, zahlen 40 Prozent der Lohnkosten. Weitere 40 Prozent übernimmt das AMS und 20 Prozent das Land Niederösterreich. Als Arbeitgeber fungiert der Verein "Jugend und Arbeit", der 40 Prozent der Lohnkosten als Überlassungsgebühr an die Unternehmen verrechnet. Für Männer sei grundsätzlich eine Förderungsdauer von vier Monaten geplant, für Frauen sechs Monate, hieß es am Mittwoch.

"Geht um Glaubwürdigkeit unseres Sozialsystems"

Der Verein unterstütze auch bei der Personalsuche: In Netzwerkveranstaltungen - geplant ist eine pro Bezirk oder für zwei kleinere Bezirke - sollen Unternehmen mit Langzeitarbeitslosen zusammengebracht werden. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist für die Langzeitarbeitslosen verpflichtend. Dadurch will man "rasch jene ausfindig machen, die nicht arbeitswillig sind, und ihnen Leistungen kürzen", so die Landeshauptmann-Stellvertreterin. "Es geht um die Glaubwürdigkeit unseres Sozialsystems."

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