Niederösterreicher haben keine Angst vor bösem Wolf

Unter ÖVP-Sympathisanten sind die wenigsten Wolfsfreunde zu finden.
Zwei Drittel aller Niederösterreicher fordern Schutz der Wölfe. Nur wenige wollen, dass man die Tiere jagt.

Eingewandert sind sie still und heimlich. Mittlerweile fühlen sie sich im nördlichen Waldviertel pudelwohl und mit der Ruhe ist es vorbei. Die Wölfe, die sich am Truppenübungsplatz Allentsteig niedergelassen haben, bergen Konfliktpotenzial. Biologen sprechen von zwei Erwachsenen und neun Jungtieren, die das militärische Übungsgebiet zu ihrer neuen Heimat erkoren haben. Jäger glauben, deutlich mehr Tiere wahrgenommen zu haben. Während nun die Politik noch überlegt, wie mit den Wölfen umzugehen ist, haben die Niederösterreicher bereits entschieden.

Mehr als drei Viertel sind der Meinung, dass die Wölfe geschützt werden müssen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen KURIER-OGM-Umfrage unter knapp 800 Niederösterreichern. Die Überlegung, gegen Meister Isegrim zum Halali zu blasen, ist im Land nicht mehrheitsfähig: Nur 15 Prozent der Befragten wollen, dass die Wölfe gejagt werden.

Niederösterreicher haben keine Angst vor bösem Wolf
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Der für Umweltfragen zuständige ÖVP-Landesvize Stephan Pernkopf meinte zuletzt im Gespräch mit dem KURIER, die Waldviertler Wölfe müssten mit Sendern ausgestattet und so kontrolliert werden. „Mein Ziel ist es nicht, den Wolf im ganzen Land sesshaft zu haben. Ich gehe davon aus, dass sich da alle Parteien einig sind.“

Mehr oder weniger einig sind sich jedenfalls die Wähler: Obwohl unter ÖVP-Sympathisanten die wenigsten Wolfsfreunde zu finden sind, fordern dennoch deutlich mehr als zwei Drittel der Schwarz-Wähler, dass die Wölfe geschützt werden.

Im betroffenen Waldviertel ist die Zustimmung zur Tötung der Tiere übrigens am höchsten; 26 Prozent können sich dort den Abschuss der Wölfe vorstellen. Dagegen sind fast 90 Prozent der Mostviertler für den Schutz der Wölfe. Das mag historisch begründet sein: Unter der Bevölkerung des südwestlichen Niederösterreich wurden in den 1980er- und 1990er-Jahren ähnliche Tier-Debatten geführt. Damals ging es um die im Ötschergebiet ausgewilderten Bären.

Dezentralisierung

Deutlich gespaltener sind die Niederösterreicher in der Frage der Verlagerung von Ämtern aus der Bundeshauptstadt in ländliche Regionen. Insgesamt halten das zwar 53 Prozent der Befragten für eine gute Idee, allerdings zeigt sich, dass die Dezentralisierung etwa für Wähler der SPÖ eine untergeordnete Rolle spielt – mehr als die Hälfte dieser Gruppe lehnt die Absiedlung von Dienststellen aus Wien überhaupt ab.

Und dass einzelne Abteilungen der Landesregierung aus St. Pölten in den ländlichen Raum Niederösterreichs umziehen sollen, finden nur 31 Prozent der SPÖ-Wähler gut.

Schritte, wie die Übersiedelung des Umweltbundesamtes nach Klosterneuburg, beklatschen vor allem ÖVP-Wähler. Sie goutieren auch die Verlagerung von Landesdienststellen. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hatte zuletzt angekündigt, bis 2022 die Verteilung von Verwaltungsabteilungen im ganzen Land vorantreiben und neue Mitarbeiter vor allem im ländlichen Raum rekrutieren zu wollen. Mit dieser Entscheidung kann sie laut der KURIER-OGM-Umfrage also in erster Linie bei ihren eigenen Wählern punkten.

Generell ist aber die Übersiedlung von Bundesdienststellen den Niederösterreichern weniger wichtig, als die Verkleinerung der St. Pöltener Verwaltungszentrale. Lediglich im Waldviertel wird die Idee der Dezentralisierung gleichermaßen gut aufgenommen, ob sie nun Bundes- oder Landesämter betrifft. Rund drei Viertel der dort Befragten halten viel von den jeweiligen Vorhaben. Am geringsten ist das Interesse an den Maßnahmen übrigens im Industrieviertel und vor allem im Wiener Umland.

Obwohl in gut zwei Monaten bereits in Niederösterreich ein neuer Landtag gewählt wird, haben sich noch nicht sehr viele damit beschäftigt. Denn eine aktuelle KURIER-OGM-Umfrage zeigt, dass mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Wahlberechtigten in Niederösterreich noch nicht weiß, dass die Wahl schon am 28. Jänner stattfindet. Besonders wenig über die Wahl bescheid wissen unter 30-Jährige, Frauen, Familien und FPÖ-Wähler.

Für die Parteien zusätzlich zur Herausforderung wird auch, dass noch jeder dritte Wähler unentschlossen ist, wen er wählt. Wie berichtet liegt die ÖVP derzeit bei 45, die SPÖ bei 25 und die FPÖ bei 20 Prozent. Grüne und Neos pendeln laut dieser Umfrage um vier Prozent und müssen um den Landtagseinzug bangen.

Handlungsbedarf haben noch viele Spitzenkandidaten. Die Persönlichkeitswerte von SPÖ-Chef Franz Schnabl sind noch nicht überragend, derzeit haben 46 Prozent der SPÖ-Wähler von ihm eine gute Meinung. Noch schlechter ist es um FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer bestellt, von dem gerade 24 Prozent der eigenen Sympathisanten eine gute Meinung haben.

Zurück zum Wahltermin: Dass von März auf Jänner vorverlegt wurde, regt kaum auf. 73 Prozent sind mit dem Termin einverstanden, 68 Prozent wollen sicher, weitere 20 eher sicher zur Wahl gehen.

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