Nach Bluttat 2009: Prozess endete mit bedingter Einweisung

Fundort der Leiche in Puch, Bezirk Waidhofen an der Thaya.
47-Jähriger muss regelmäßig zur ärztlichen Kontrolle. Das Urteil ist rechtskräftig.

Der Prozess am Landesgericht Krems um eine 2009 unter Einfluss paranoider Schizophrenie verübte Bluttat hat am Mittwoch mit einer auf zehn Jahre bedingt nachgesehenen Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher geendet. Damit darf der 47-Jährige, der vor acht Jahren seinen Wohnungsnachbarn erschossen hatte, in Freiheit leben, erhielt aber strenge Auflagen. Der Betroffene muss - neben der täglichen Einnahme seiner Medikamente - unter anderem monatlich zur ärztlichen Kontrolle. Die Entscheidung des Geschworenensenats ist rechtskräftig.

Im Herbst 2016 hatte ein Waldarbeiter in einem Wald in Puch nahe Waidhofen an der Thaya eine in einem Schlafsack verpackte bereits stark verweste Leiche entdeckt. Nach Klärung der Identität des 42-Jährigen, der durch einen Schuss in die Lunge aus kurzer Distanz getötet worden war, wurde der heute 47-Jährige ausgeforscht. Er musste sich aufgrund krankheitsbedingter Zurechnungsunfähigkeit aber nicht wegen Mordes verantworten - die Staatsanwaltschaft beantragte die Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

Nach Bluttat 2009: Prozess endete mit bedingter Einweisung
Sein Anwalt Timo Gerersdorfer plädierte unter Hinweis auf die Einschätzung des psychiatrischen Sachverständigen und die Tatsache, dass sein Mandant medikamentös "perfekt eingestellt" sei, auf eine bedingte Nachsicht dieser Maßnahme.

Der Mann hatte laut Gutachter die Tat unter dem Einfluss einer paranoiden Schizophrenie mit unvollständiger Remission, die zu schwerer Wahnsymptomatik führte, begangen. Seit etwa 1997 an Panikattacken leidend, erlebte er durch die krankheitsbedingte, wahnhafte Realitätsverschiebung Bedrohungsszenarien, die zu beseitigen er für notwendig erachtete, sagte Staatsanwalt Franz Hütter.

Verwirrtheit

Seiner Lebensgefährtin und seinem Schwager fielen ab etwa 2007 die zunehmende Verwirrtheit auf. Der im Sicherheitsdienst arbeitende Betroffene witterte Terroranschläge, hörte Stimmen, meinte, eine Kollegin beschützen zu müssen. Ein paar Monate nach der unentdeckt gebliebenen Tat kam es zu einem Vorfall im Schloss Belvedere, in dessen Konsequenz Schizophrenie diagnostiziert wurde und eine Behandlung begann. Die Wahnvorstellungen schwanden, ihr Partner sei nie aggressiv und der "liebenswürdigste" Mensch auf Erden, sagte seine langjährige Lebensgefährtin.

Damals hatte der gebürtige Waldviertler vermutet, sein Nachbar stecke hinter länger zurückliegenden Terroranschlägen, einer zweiten Version zufolge glaubte er, der 42-Jährige hätte seine Schwiegermutter vergewaltigt. Er habe ihn im Haus im Waldviertel zur Rede stellen wollen - "wahrscheinlich aufgrund meiner Krankheit", sagte er heute. An den Tatablauf konnte er sich nicht erinnern - nur daran, dass er eine Stunde neben dem Toten sitzen blieb.

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