Nach Bahn kommt besserer Bus-Takt

Wilfing, Mariazellerbahn neu
Interview: Verkehrslandesrat Wilfing will Bonus für Studenten und kritisiert die Grünen in Wien

Der KURIER sprach mit Niederösterreichs Verkehrs-Landesrat Karl Wilfing über die Herausforderungen beim öffentlichen Verkehr.

KURIER: Angesichts der Spritpreise gewinnen die Öffis weiter an Bedeutung. Welche Strategie verfolgen Sie hier?
Wilfing: Zu oberst geht es um den Ausbau der Hauptverkehrsachsen. Der zweite Ansatz in unserer Strategie lautet, die Leute möglichst rasch zu diesen Hauptverkehrsachsen zu bringen. Und in der Fläche kommen Projekte, wie Anruf-Sammeltaxis oder in großflächigen Gemeinden der Aufbau von Gemeindebussen dazu.

Wo sehen Sie die größte Herausforderung?
Das ist der Großraum Wien. In zehn Jahren wächst die Stadt und das Umland um mindestens 100.000 Einwohner.

Ein weiterer Knackpunkt war doch auch der Wildwuchs an Verkehrsverbünden mit unterschiedlichen Tarifen und einem ungenügend abgestimmten Angebot. Was ändert sich da?
Ab 2014 wird es in Niederösterreich nur noch einen Verkehrsverbund geben. Der politische Auftrag hat gelautet, dass es Tarife geben muss, die einfacher, gerechter und nachvollziehbarer sind und die über einen Verbund gestaltet werden.

Wird es auch billiger?
Es kann billiger werden, weil wir in Zukunft kilometergenauer abrechnen.

Die Grünen wollen ein Niederösterreich-Ticket um 365 Euro pro Jahr. Ist das realistisch?
Das ist ein reiner Wahlkampfgag, der zu Ungerechtigkeiten führen würde. Wie soll ich einem Klosterneuburger erklären, dass er für die Fahrt nach Wien genauso viel zahlt wie der Fahrgast aus Gmünd. Nur um Relationen herzustellen: Die Jahreskarte in der Stadt St. Pölten kostet 350 Euro.

Apropos Tarife. Das NÖ-Jugendticket ist eine Erfolgsstory. 240.000 Schüler und Lehrlinge nutzen um 60 Euro pro Jahr sämtliche Öffis. Für die 35.000 Studenten gibt es kein vergleichbares Angebot. Warum?
Das ist für mich ein wichtiger Punkt. Ich fordere von Verkehrsministerin Doris Bures die Einführung eines ähnlichen Angebotes. Das muss der Bund finanzieren.

Ministerin Bures hat auch an die Länder Forderungen. Sie will bis März besser abgestimmte Fahrpläne. Wie weit ist NÖ?
Die erste Etappe haben wir mit der Fahrplanumstellung und der Inbetriebnahme auf der neuen Westbahn im Dezember hinter uns. Auf der Bahn sind die Hauptverkehrslinien mit den Regionalbahnen besser vertaktet.

Trotzdem gibt es berechtigte Kritik am Zubringer-System.
Unsere nächste Aufgabe ist, die 22 Busdienste im Land besser in den neuen Taktverkehr einzubinden. Daher werden bis 2019 alle Busdienste neu ausgeschrieben. Im Zuge dessen wird auch hier die Fahrplangestaltung auf neue Beine gestellt. Doppelgleisigkeiten werden abgeschafft.

Welche Busdienste werden 2013 ausgeschrieben?
Das wird die Regionen Wienerwald, Mödling, Baden und Wr. Neustadt, Bruck/Leitha und Amstetten betreffen.

Es gibt aber auch die Autopendler nach Wien. Die wurden zuletzt von der Ausweitung des Parkpickerls ordentlich getroffen. Wie begegnen Sie dem?
Mit zwei Maßnahmen. Wir werden auf allen wichtigen Wiener Stadteinfahrten große Park-and-Ride-Anlagen gratis anbieten. Bis 2020 wird es in Niederösterreich 50.000 Stellplätze geben. Gleichzeitig muss die Verkehrsleistung im öffentlichen Verkehr nach Wien weiter verbessert werden. Meine Forderung an die Ministerin ist, dass der Marchegger Ast jetzt rascher angegangen wird und der Ausbau nach Raasdorf bis 2017 fertig ist.

Also gibt es jetzt keine Verlängerung der Wiener U-Bahn nach Niederösterreich?
Rascher umsetzbar ist ein besseres Schnellbahn-Angebot in Kombination mit neuen Park-and-Ride-Anlagen.

Landeshauptmann Pröll hat zuletzt die Ausweitung der Wiener Parkpickerls als unfreundlichen Akt bezeichnet.
Das war insofern ein unfreundlicher Akt, weil wir Wien gesagt haben, bis 2015 zu warten. Bis dahin haben wir in NÖ viele Verbesserungen umgesetzt. Ich wäre jetzt bereit, den Viertel-Stunden-Takt auf der Nordbahn zu bezahlen. Nur er geht technisch nicht, weil der Hauptbahnhof noch nicht in Vollbetrieb ist. Leider haben die Wiener Grünen in der Verkehrspolitik die Ideologie vor den Hausverstand gestellt.

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