Mordversuch wird neu verhandelt

Mordversuch wird neu verhandelt
Justizpanne? Zu zwölf Jahren Haft verurteilt und nach 711 Tagen wieder freigelassen. Am Montag beginnt der Prozess erneut.

Einer der spannendsten Justizkrimis der vergangenen Jahre wird am kommenden Montag am Landesgericht Wiener Neustadt neu aufgerollt. Die Fragen, die dabei geklärt werden müssen: Hat Franz Ambrosi (41) im Juni 2007 in Mödling versucht, seine Ehefrau mit dem Seil einer Kinderschaukel zu erdrosseln? Oder hat er sich nur gegen die Messerattacke seiner Frau gewehrt?

Ambrosi war Ende 2007 wegen versuchten Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. 711 Tage lang beteuerte er in der Haft seine Unschuld, bis er schließlich im Mai 2009 überraschend enthaftet wurde. Die Grazer Juristin Karin Prutsch hatte ihm den Kopf gerettet und ein brisantes Privatgutachten vorgelegt. Dieses ließ Zweifel an der Tatversion der Ehefrau aufkommen. Sie gab an, ihr Mann habe sie von hinten gepackt und ihr die Schlinge um den Hals gelegt. In Notwehr habe sie zu einem Messer gegriffen und es rückwärts ihrem Mann in den Rücken gerammt. Der Gutachter konnte diese Version widerlegen. Seiner Expertise nach verliefen die Stichkanäle in die entgegengesetzte Richtung.

Glaubwürdig

Das Oberlandesgericht Wien ließ das Gutachten zu und ordnete sofort die Enthaftung Ambrosis an. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt leitete neue Ermittlungen ein. Unter anderem erstellte ein Schweizer Institut eine 3-D-Tatrekonstruktion. Für den schon im ersten Prozess zuständigen Staatsanwalt, Wolfgang Handler, hat sich jedoch an der Verantwortung nichts geändert. Er erhob erneut Anklage wegen Mordversuchs.

Prutsch ist guter Dinge, das Gegenteil beweisen zu können. „Die Frau war am Hals blutverschmiert. Auf dem Seil gab es hingegen weder DNA noch Blut von ihr“, so die Juristin. Franz Ambrosi selbst ist vor dem neuerlichen Prozess nervös: „Ich war schon einmal im Gefängnis, obwohl ich unschuldig bin. Alles spricht jedoch für mich. Ich habe sogar einen Lügendetektortest bestanden.“

Der Prozess beginnt am Montag, das Urteil soll es am Freitag geben.

Kommentare