Messerscharfes Handwerk: 23-Jähriger ist der jüngste Schmied Österreichs
Unter ohrenbetäubendem Lärm fährt der 6,5 Tonnen schwere Lufthammer auf den glühend heißen Stahl nieder. Schön langsam nimmt der Stahlblock Gestalt an. Das Feuer in der Esse erwärmt die bei knapp null Grad eiskalte Schmiede in Ernstbrunn, Bezirk Korneuburg. Doch Florian Stockinger – ausgestattet mit Schutzkleidung und Ohrenschützern – ist extreme Temperaturen gewohnt. Im Sommer, sagt der 23-Jährige, kriege es hier schon einmal mehr als 40 Grad. Stockinger ist einer der letzten und vor allem der jüngste Schmied Österreichs.
2014 legte er die Meisterprüfung ab. Vor eineinhalb Jahren machte er sich mit seiner Firma "Lilienstahl" (nach dem Wappen seiner Vorfahren) am Areal der ehemaligen Eisengießerei Hammerschmied selbstständig. Er stellt Messer aus Damaszenerstahl her – handgeschmiedet, jedes ein scharfes Einzelstück nach Kundenwunsch. Knapp 200 hat er heuer schon für Abnehmer – etwa Jäger oder Hobbyköche – geschmiedet. Derzeit ist er mit Händlern wie Johann Springer in Verhandlung, auch ein Geschäftstermin in Japan wartet.
Erste Schmiede mit 13
Mit den anfänglichen Gehversuchen haben die heutigen Stücke des Weinviertlers wenig gemein. Er hat eine eigene Herstellungsart entwickelt. Seine Damaszenerstahl-Klingen werden bis zu sechs Mal gefaltet, die Messer aus einem Stück geschmiedet. Den Stahl stellt er selber her. "Ich kaufe Restbestände auf oder alte Panzerrohre."
Wenn Stockinger erzählt, ist er in seinem Element. Qualität und Langlebigkeit seiner Produkte sind ihm wichtig. Und der Erhalt des alten Handwerks. Sein Spruch lautet: "Klingen für Generationen." Umso stolzer präsentiert er seine Messer, deren typisches Wellenmuster im Neonlicht der Schmiede funkeln. Auch die Griffe macht Stockinger selbst. Etwa aus Holz, Hirschhorn oder Warzenschwein-Elfenbein. "Jedes ist rasiermesserscharf", sagt er. Und müsse nur einmal pro Jahr nachgeschliffen werden.
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