Medikamente direkt vom Arzt: Plan sorgt für Aufruhr

Lokalaugenschein bei einem Arzt in der Schweiz: Kammerpräsident Reisner (l.) mit Kurienobmann-Stv. Max Wudy (r.)

NÖ/Zürich. Kundenfreundlich und kostengünstig soll es sein, das sogenannte Dispensierrecht für Ärzte. Geht es nach der Ärztekammer NÖ sollen bald auch Ärzte Medikamente an ihre Patienten abgeben dürfen. Als Vorbild gilt die Schweiz, wo die ärztliche Medikamentenausgabe in 17 von 26 Kantonen erlaubt ist.

In Österreich obliegt die Versorgung der Patienten derzeit den Apotheken sowie den ärztlichen Hausapotheken. Niederösterreichs Kammerpräsident Christoph Reisner versucht seit 2006 diese Monopolstellung der Apotheker zu ändern. "Es gibt ein fertiges Konzept", betont er im Rahmen einer Pressereise in Zürich, um vor Ort Einblick in die Praxis zu bekommen. Die Vorteile liegen für ihn klar auf der Hand: "Wir sehen ein deutliches Einsparungspotential. Jeder Arzt, auch wenn er kein Kassenarzt ist, sollte Medikamente an seine Patienten ausgeben dürfen." Josef Widler, Allgemeinmediziner in Zürich sieht den Vorteil vor allem in der Freiheit der Patienten: "Jeder kann selbst entscheiden, wo er hingeht, ob in die Apotheke oder zum Arzt."

Dass Ärzte damit Apotheken in arge Bedrängnis führen könnten, sieht Reisner nicht. "Es handelt sich vor allem um eine Service-Funktion und soll eine Ergänzung zu den Apotheken sein, keine Konkurrenz." Außerdem seien heute laut Ärztekammer Apotheken meist nur noch Medikamtenlager.

Heinz Haberfeld, Präsident der NÖ-Apothekerkammer sieht den Vorstoß als "Kriegserklärung" an die Apotheken. "Viele Existenzen wären damit gefährdet. Außerdem wäre es ein Systembruch. Der Verfassungsgerichtshof hat festgelegt, dass die Versorgung der Patienten Aufgabe der Apotheken ist. EU-weit gibt es kein Land, in dem es anders ist", sagt Haberfeld. Er betont, dass es in Gebieten, in denen eine öffentliche Apotheke nicht rentabel ist, die Versorgung über die ärztliche Hausapotheke funktioniert.

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