Anrainer klagen über Lärm
Bis drei Uhr Früh fahren die Güterwaggons bei uns“, sagt Dieter Schönegger. Er wohnt in Unter Oberndorf in der Gemeinde Anzbach im Bezirk St. Pölten, rund einen Kilometer entfernt von den Bahngleisen der alten Westbahnstrecke.
„Der Güterverkehr hätte doch schon längst auf die neue Strecke verlagert werde müssen“, sagt Schönegger. Er spricht von 16 bis 20 Güterzügen die mit 30 bis 40 Containern „bis in die Morgenstunden“ verkehren. „Der Lärm für die Bewohner ist über die Grenze des Erträglichen gestiegen“, sagt Schönegger. „Es fühlt sich an, als würden die Züge mitten durchs Wohnzimmer fahren“, sagt Schönegger.
„Es fühlt sich an, als würden die Züge mitten durchs Wohnzimmer fahren.“Dieter SchöneggerAnrainerDas Problem ist auch der Bürgermeisterin von Maria Anzbach, Karin Winter, bekannt. „Also von einer Verbesserung durch die neue Strecke kann man bei uns mit Sicherheit nicht reden“, sagt Winter. Durch die neue Weststrecke seien die modernen Waggons von der alten Strecke abgezogen worden. Dort verkehren laut der Bürgermeisterin nur noch die alten, noch lauteren Güterwaggons. „Wir merken nichts von einer Entlastung“, sagt Winter.
Laut ÖBB-Sprecher Christopher Seif liegt das Problem der ratternden Güterwaggons hauptsächlich in der Umstellung des Zugverkehrs auf das sogenannte ETCS-System begründet. Das ist ein Zugsicherungssystem nach modernsten Standards der EU. Die Rail-Cargo hat dieses System umgestellt, andere Cargo-Unternehmen aber noch nicht. Diese fahren laut Seif daher über die alte Westbahnstrecke.
Engpässe
„Wir sind davon ausgegangen, dass das Umrüsten der Triebfahrzeuge rechtzeitig erfolgt“, sagt Seif. Dass es hier zu „Engpässen“ gekommen ist, sei nicht vorhersehbar gewesen und liege nicht im Wirkungsbereich der ÖBB.
Im aktuellen Fahrplanjahr müssen daher die Güterzüge weiterhin auf der alten Westbahnstrecke verkehren. Außerdem, erklärt ÖBB-Sprecher Seif, müssen Güterwaggons während der Arbeiten an den Tunneln der Neubaustrecke „aus Gründen des Arbeitnehmerschutzes“ auf der alten Strecke geführt werden.
„Dafür bitten wir um Verständnis“, meint Seif und sichert zu, dass dieses Problem „kurz- bis mittelfristig gelöst wird.“ Ein wenig Erleichterung scheint es schon zu geben. Nur noch die Hälfte der Züge würde aktuell während der Nacht fahren, erklärt Seif. Der Rückgang erfolge kontinuierlich.
Kommentare