Mann von Brücke gestoßen: Geldbuße statt Haft

Mann von Brücke gestoßen: Geldbuße statt Haft
Deutscher muss 1220 Euro zahlen. Staatsanwältin meldet Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde an.

Überglücklich schlossen Freitag Abend erst seine Freundin, dann die Mutter einen 24-jährigen Deutschen im Kremser Schwurgerichtssaal in den Arm. Der junge Mann hatte sich zwei Tage lang im Landesgericht wegen vorgeworfenen Mordversuchs verantworten müssen. Die Geschworenen entschieden allerdings auf fahrlässige Körperverletzung. Und fällten damit genau das selbe Urteil, das die Berufsrichter im August wegen „Rechts- und Tatsachenirrtums“ ausgesetzt hatten.

Die Staatsanwältin meldete Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde an. Somit muss ein Berufungsgericht das Urteil überprüfen.

Untersuchungshaft

Fast acht Monate lang saß der junge Mann bis zum ersten Verfahren in Untersuchungshaft. Für ein Delikt, das ihm jetzt 720 Euro Geldstrafe und 500 Euro Schmerzensgeld kostet. Mordversuch dagegen wird mit bis zu lebenslanger Haft bestraft.

Wie berichtet, hatte der Austausch-Student einen 21-jährigen Waldviertler über ein Geländer von einer Brücke sechs Meter in die Tiefe gestoßen. Das Opfer erlitt unter anderem einen Milzriss und einen Bruch des Schlüsselbeins. Die Geschworenen glaubten dem Beschuldigten, dass er in einer Rauferei am 1. März unter Betrunkenen einem Freund zu Hilfe kommen wollte. Allerdings, attestierten sie, habe er das gerechtfertigte Maß der Verteidigung bei seiner Handlung überschritten.

Unzufrieden mit dem Urteil ist der Vater des Opfers: „Einzig und allein zählt der extrem glückliche Zufall, dass mein Sohn diesen vorsätzlich herbei geführten Stoß ohne weitere Folgen überlebt hat“, sagt Günther K. Aus seiner Sicht ist die fahrlässige Körperverletzung eine Verharmlosung.

Jedenfalls darf der junge Mann jetzt, kurz vor seinem 25. Geburtstag, endlich wieder heim nach Deutschland. Er hatte sich mit der Aufhebung der Untersuchungshaft im September verpflichten müssen, Österreich nicht zu verlassen.

Für Erich Gemeiner, einen der Verteidiger, zeigt dass Urteil, dass die Mordanklage der Staatsanwaltschaft völlig überzogen sei.

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