Mann mit Gespür: Nach 25 Jahren Suche alte Kreisgrabenanlage gefunden

Alois Huber (l.) mit Kollegen Hans Böhm und einem Kreisgraben-Foto vor Schiltern
Kamptaler stieß bei Recherche für Heimatbuch auf steinzeitliche Sensation

Ein Vierteljahrhundert lang hat Alois Huber gespürt, dass unter den Feldern in der Nähe seines Heimatortes nicht nur kleine historische Schätze, sondern eine echte wissenschaftliche Sensation en verborgen liegen. Dafür sprachen die hochwertigen Funde, die er bei Schiltern im niederösterreichischen Kamptal machte.

Jetzt, knapp vor seinem 50. Geburtstag, ist die lange Suche zu Ende. Es gibt wirklich Reste einer fast 8000 Jahre alten Kreisgrabenanlage. "Noch dazu eine mit drei Ringen, das ist selten", strahlt Huber. Erst vor wenigen Tagen kam die offizielle Bestätigung der Wissenschaft, nämlich vom Prähistoriker Gerhard Trnka.

Archäologie

Auch wenn Huber eigentlich Sozialarbeiter, Coach und Musiker ist, sein Naheverhältnis zur Archäologie entwickelte er bereits vor 25 Jahren. Da hat er die archäologisch soziale Initiative "ASINOE" als Sozialarbeiter mitbegründet. Die gemein- nützige Initiative führt archäologische Grabungen durch und vermittelt Hilfskräfte meist erfolgreich in den Arbeitsmarkt.

"Der Fund zu diesem Zeitpunkt ist eine Art Belohnung", sagt Huber, der gerade mit seinen Freunden Hans Böhm und Gustav Lehmerhofer ein Heimatbuch über Schilten fertigstellt. "Die Recherchen für das Buch haben zur Lokalisierung der Kreisgrabenanlage beigetragen, nachdem ich immer wieder gesucht und Tonscherben oder Steinabschläge gefunden habe", erzählt Huber.

Zu dritt wurde die Kreisgrabenanlage erforscht. Oliver Schmitsberger (von ASINOE) und der Archäologe Wolfgang Neubauer – der Stonehenge-Spezialist untersuchte den Boden elektronisch – lösten das vorgeschichtliche Rätsel.

Demnach befand sich nahe der Grabenanlage eine große Siedlung. Die Bodenfunde sind der hoch entwickelten "Lengyel"-Kultur zuzuordnen und stammen aus einem Zeitraum, der von etwa 4800 bis 4500 Jahre vor Christus reicht. Ein besonderes Stück ist beispielsweise ein weiblicher "Idolkopf" aus Ton mit gut erkennbarer stilisierter Frisur.

Der sensationelle Fund findet natürlich im neuen Heimatbuch seinen Niederschlag. Hubers Kollegen planen schon einen Rundwanderweg zu der historischen Stätte.

Sorgen, dass Huber nun die Beschäftigung ausgeht, muss man sich nicht machen: Denn der Familienvater ist – neben dem Brotberuf – als Komponist elektronischer Musik bekannt, die einen wachsenden Kreis von Anhängern findet. Sein Sound – Disco, House und Dub – war schon auf der Ars Electronica in Linz zu hören. Die Nummern presst er neuerdings auf grünes Vinyl.

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