"Mafia" patzte bei Brandanschlag

Durch die Explosion war das darüber liegende Gebäude einige Zeit einsturzgefährdet.
Sieben Tschetschenen eines Clans jagten laut Staatsanwalt ein Lokal in Hollabrunn in die Luft.

Es war im vergangenen August, als der damalige Innenminister Wolfgang Sobotka und der Chef des Bundeskriminalamtes, Franz Lang, einen Schlag gegen die Tschetschenen-Mafia verkündeten. Das erste Verfahren wegen Schutzgelderpressung und Bildung einer kriminellen Organisation entpuppte sich als Reinfall und endete im Dezember in Wien jedoch mit einem Freispruch für alle acht Angeklagten.

Wesentlich schwerer wiegt jedoch die Beweislage im zweiten Verfahren. Ein Clan von sieben Tschetschenen soll im März in Hollabrunn im Auftrag des türkischen Lokalbesitzers Serdal D. (39) die "Palace Pizzeria" abgefackelt haben, um die Versicherungssumme zu kassieren. Die Zündelei ging allerdings schief und das Pizza- und Kebab-Lokal flog mit einer gewaltigen Detonation in die Luft. Die 36-seitige Anklage gegen die Tschetschenen ließt sich wie das Drehbuch eines (schlechten) Gangsterfilmes.

Obwohl sie teilweise bereits seit Jahren als Asylwerber in Österreich sind, leben die Sieben mit jeweils ein bis sechs Kindern von der Mindestsicherung in der Höhe von 700 bis 3710 Euro.

Auf Grund der Handydaten konnten Brandermittler des nö. Landeskriminalamtes die genauen Bewegungen der Gruppe nachvollziehen. Sie waren Tage vor dem Anschlag mehrmals in Hollabrunn eingeloggt. Nur in der Tatnacht wurden die Handys bei einem Komplizen an einer Tankstelle in Wien zurück gelassen. Was die Kommunikation anbelangt, wurden bei Hausdurchsuchungen bei den Verdächtigen Funkgeräte gefunden.

Laut Anklage haben Abdullah A. (37), Adam K. (43) und Salam Ch. (46) bei der Brandstiftung am 13. März ordentlich gepatzt und zu viel Benzin verwendet. Durch die Explosion riss es das Portal aus der Verankerung. Der Schaden wurde später mit 250.000 Euro beziffert. Abdullah A. soll von umher fliegenden Teilen getroffen und schwer verletzt worden sein. Aufgrund des Umstandes, dass sämtliche Beteiligte ihre Mobiltelefone bei der Tankstelle im 20. Bezirk gelassen hatten, konnte niemand sofort Hilfe rufen, heißt es in der Anklage.

Erst eine halbe Stunde später ergingen hektische Anrufe an einen ägyptischen Vertrauensarzt der Gruppe. Nachdem dieser nicht helfen konnte, wurde der 37-Jährige in der Tatnacht um drei Uhr Früh ins AKH eingeliefert. Er hatte ein Schädel-Hirn-Trauma, mehrere Rissquetschwunden und Knochenbrüche erlitten.

Zart besaitet dürfte Abdullah A. jedenfalls nicht sein. Trotz massiver Wunden verschwand er zwei Tage nach seiner Einlieferung aus dem AKH und tauchte – wohlgemerkt im Krankenhaushemd – auf einem Grillfest bei einem der Komplizen auf.

Nachdem die Versicherung wegen der mysteriösen Umstände den Schaden nicht bezahlte, wurden alle Beteiligten nervös. Die Tschetschenen wollten ihre 150.000 Euro Lohn und sollen deshalb Lokalbesitzer Serdal D. in die Mangel genommen haben. Die Polizei hörte zu diesem Zeitpunkt bereits die Handys ab, als sich die Männer über die Brandstiftung unterhielten: "...alles Scheiße. Wir gehen alle ins Gefängnis. Versicherung bezahlt nicht..."

Selfies

Auf dem Handy eines der Verdächtigen fanden die Ermittler Fotos, wie er fünf Tage nach der Explosion vor dem zerstörten Lokal posierte.

"Mafia" patzte bei Brandanschlag

Anwalt Wolfgang Blaschitz

Laut Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz, der Adam K. vertritt, waren die Männer zwar mehrmals in Hollabrunn, haben aber unmittelbar mit der Tat nichts zu tun. Sie hatten schon zuvor öfters das Lokal aufgesucht, so Blaschitz. Anwalt Florian Kreiner vertritt vier der Angeklagten.

"Mafia" patzte bei Brandanschlag
Florian Kreiner, Rechtsanwalt, Foto honorarfrei

"Meinen Mandanten haben nach dem Vorfall ORF-Berichte über die Explosion ausgetauscht. Daraus wird eine Tatbeteiligung abgeleitet", sagt der Rechtsanwalt. Das Verfahren findet im Frühjahr in Wien statt.

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