Lieber in "Freiheit" schwitzen

Der Göttweiger Abt Columban Luser (dunkel gekleidet) und Bürgermeisterin Gudrun Berger freuen sich über die tatkräftige Unterstützung
Strafgefangene arbeiten freiwillig – auch – für einen guten Zweck.

Der Schweiß perlt von ihren Stirnen. Häufig müssen die Gefangenen der Justizanstalt St. Pölten nach der Wasserflasche greifen, während sie mit Schaufeln und Scheibtruhen auf dem steilen Südhang des Göttweiger Berges tonnenweise Schutt bewegen. Sie tun das freiwillig. Als Beitrag zur Errichtung eines touristischen Angebotes mit historischem Hintergrund: Ein Lehrpfad soll künftig zu einer Wehranlage aus der Zeit des Ersten Weltkrieg, aber auch zu Naturschätzen führen.

Niederösterreichs Militärhistorische Gesellschaft (WHG) und die Gemeinde Furth bei Göttweig kamen vergangenes Jahr praktisch Zeitgleich auf die Idee, das Labyrinth aus Wegen, Treppen und Brustwehren im Gemeindegebiet instand zu setzen und zugänglich zu machen.

Verteidigungsweg

"Rund 1000 Soldaten waren an den steilen Hängen der Berge um Stift Göttweig stationiert, für den Fall, dass russische Truppen bis hierher vordringen. Dazu kam es aber nicht. Deshalb wurden die Anlagen zugeschüttet", beschreibt Volker Chytil von der WHG den historischen Hintergrund. Denn die Armee legte damals einen Befestigungsgürtel um die bestehenden Donaubrücken an. Zahlreiche Wehranlagen wurden zu diesem Zweck auf dem Göttweiger Stiftsberg, dem Waxenberg und bei Fucha errichtet.

"Wir sind ins Gespräch gekommen und dann ist alles wie von selbst los gegangen. Ich bin wirklich stolz auf die vielen Freiwilligen, die sich hier einbringen", lobt Bürgermeisterin Gudrun Berger speziell den Verschönerungsverein der Gemeinde, der begeistert mithilft. Ihr Kulturgemeinderat Reinhard Geitzenauer, der ebenfalls geschichtlich interessiert ist, und bei der Justiz arbeitet, konnte bei seinem Arbeitgeber Unterstützung erreichen, die in beiderseitigem Interesse ist: Die Justiz ist angehalten, mit Gefangenen Ausgänge zu unternehmen, um sie mit Alltagssituationen zu konfrontieren.

Die Gefangenen selber nehmen die Gelegenheit gern wahr: "Das ist für einen guten Zweck, deshalb machen wir das gern. Außerdem ist es hier viel besser als hinter Mauern, auch wenn es anstrengend ist", sagt der Gefangene Thomas N. und seine Kollegen nicken zustimmend.

Der Wanderweg, genannt "Verteidigungsweg 1914" soll bereits Mitte Mai begehbar sein. Ausgangspunkt ist das Stift Göttweig. Am 18 Mai um 16 Uhr findet die erste Führung mit einem Militärhistoriker statt. Am 24. und 15. Juni gibt es aber auch naturkundliche Wanderungen auf der Strecke. www.furth.at/1914 www.noemhg.at

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