Länder fürchten um Jung-Doktoren

Länder fürchten um Jung-Doktoren
Minister will mitten im Sommer die Ärzteausbildung ändern. Das soll massive Mehrkosten mit sich bringen.

Gesundheitsversorgung kennt keine Ferienzeit. Dass allerdings die Debatte über ihre zukünftige Ausrichtung im Sommer auf Hochtouren läuft, ist neu. Dieser Tage flatterte den Landesregierungen ein Papier aus dem Gesundheitsministerium zu. Es enthielt "Klarstellungen der Bundesregierung zum Entwurf der 15. Ärztegesetznovelle" und kündigt eine Änderung der Medizinerausbildung an.

Im Rahmen ihrer Turnusausbildung müssen Jungärzte verschiedene medizinische Abteilungen durchlaufen (Allgemeinmedizin, Chirurgie, HNO, etc.). Die Verweildauer in den Abteilungen ist je nach Ausbildungsweg unterschiedlich. Derzeit ist Usus, dass ein Turnusarzt während seiner Ausbildung in einer Station auch in anderen Abteilungen Dienst tut. Das trage dazu bei, dass die angehenden Ärzte längere Zeit praktische Erfahrung sammeln können, so die Ansicht der Bundesländer. Dass sie dort das Stationspersonal verstärken, ist ein positiver Nebeneffekt.

Und hier kommt das Papier von Gesundheitsminister Alois Stöger ins Spiel. Laut seinen "Klarstellungen" ist es künftig nicht mehr möglich, einen Turnusarzt gleichzeitig in mehreren Abteilungen einzusetzen.

Kritik

Niederösterreichs Landesvize Wolfgang Sobotka ist empört: "Eine klare Verschlechterung der Ausbildung ist zu befürchten. Gerade der flexible Einsatz der Turnusärzte ermöglicht ihnen, mehr zu praktizieren und zusätzliche Erfahrungen zu sammeln."

Was Sobotka noch mehr fuchst, ist die Tatsache, dass die nun fehlende Manpower ja ersetzt werden müsse - also mehr Personal, höhere Kosten. "In Niederösterreich müssten wir 75 Ärzte zusätzlich einstellen. Dafür müssten wir 4,5 Millionen Euro mehr pro Jahr ausgeben", rechnet Sobotka vor.

Auch die Vorgehensweise des Gesundheitsministeriums ärgert den Landespolitiker. "Mitten im Hochsommer eine Gesetzesnovelle auszuschicken und den Ländern nur eine Woche zur Begutachtung Zeit zu lassen, ist nicht vertrauensbildend."

Um die Pläne vorerst zu unterbinden, haben die Länder in Rekordzeit mobil gemacht. Gemeinsam mit NÖ haben OÖ, Tirol und Salzburg ihr Recht auf Verhandlungen geltend gemacht. Diskutieren will man, wer die Mehrkosten zahlt.

Im Gesundheitsministerium argumentiert man mit Patientensicherheit. "Es ist nicht klug, einen Turnusarzt, der keine entsprechende Ausbildung in einer Abteilung hat, dort Dienst tun zu lassen", heißt es. Auch dass Jungärzte jeden Tag zwischen den Stationen hin- und hergeschickt werden, soll mit der "Klarstellung" unterbunden werden.

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