Kinderheim-Leiter unter Beschuss – jetzt klagt er eine ehemalige Erzieherin
Zwei Gerichtsverfahren laufen derzeit rund um ein Kinderheim in Niederösterreich. Eines gegen dessen Geschäftsführer Peter Pauly und ein weiteres gegen die ehemalige Erzieherin dieses Heimes, Barbara Wortham.
Wortham ist im ersten, dem Hauptverfahren, wichtige Zeugin gegen Pauly, im zweiten Verfahren wird sie vom Heimleiter auf Unterlassung geklagt.
Am Dienstag wurde am Bezirksgericht Krems das Verfahren gegen die Erzieherin eröffnet. Barbara Wortham hatte im Jahr 2008 Anzeige gegen Pauly erstattet. Sie habe beobachtet, dass der Geschäftsführer des Heimes ein Heimkind, den damals 13-jährigen Patrick L., verletzt habe. Patrick L. gab Ähnliches zu Protokoll. Später ergänzte sie ihre Aussage. „Ich habe gesehen, wie Dr. Pauly Patrick mit beiden Fäusten ins Gesicht geschlagen hat“, wiederholte Wortham gestern. Um diese Anschuldigung ging es im gestrigen Prozess. Pauly verlangt nun von Wortham, die Schilderung von Faustschlägen „zu unterlassen“.
„Es konnten keine äußeren Verletzungen wahrgenommen werden“, beruft sich Paulys Anwalt Hubert Sacha auf die Universitätsklinik für Unfallchirurgie in Wien, die Patrick am Tag nach dem angeblichen Vorfall untersucht hatte. Das damalige Strafverfahren wurde mittlerweile eingestellt. Das mutmaßliche Opfer Patrick L. ist in der Zwischenzeit gestorben; an einer Überdosis.
Der gestrige Prozess wurde nach nur 20 Minuten vertagt. Interessant sind aber die anschließenden Stellungnahmen. Elisabeth Pauly, Gattin des Beklagten und Direktorin des Heimes: „Wir vermuten, dass Frau Wortham ihre Kündigung nicht verkraftet hat.“ Die ehemalige Erzieherin habe Kinder beeinflusst, gegen Pauly auszusagen. Michaela Brader, pädagogische Leiterin des Heimes: „Das ist Rache, was Frau Wortham betreibt.“ Die Erzieherin selbst bleibt dabei: „Pauly war gewalttätig.“ Ihr Anwalt Johannes Öhlböck: „Frau Wortham ist eine Frau, die hinschaut, wo andere wegschauen.“
Der Hauptprozess gegen den Heimleiter ist bereits im Februar vertragt worden, weil Pauly erkrankte. Die Anklage in diesem Fall lautet: Pauly soll einen weiteren Jungen misshandelt haben, was er jedoch bestreitet.
Fortsetzungen folgen.
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