Initiative im Kampf gegen Kinderarmut

Helfen kann bei "Kinderzukunft" eigentlich jeder – mit Geld- und Sachspenden oder indem er einfach mit anpackt.

"Kinderzukunft" für den Kampf gegen Armut bei den Kleinsten. Ein junges Mädchen möchte nichts sehnlicher, als Basketball spielen, aber es darf nicht. Nicht etwa, weil es weniger Talent hat als die anderen Mädchen. Nicht aus Sorge, es könnte die Schule vernachlässigen. Woran es scheitert, ist das knappe Einkommen der Eltern. Sie können sich den Mitgliedsbeitrag im Basketballverein nicht leisten – 200 Euro im Jahr.

Initiative im Kampf gegen Kinderarmut
Es sind auch Geschichten wie diese, die Erich Fenninger meint, wenn er über Kinderarmut spricht. "Man sieht sie oft nicht, aber sie steigt", meint der Geschäftsführer der Volkshilfe Österreich. Kindern bleiben ganze Lebensbereiche verschlossen – Sport, Musik, Vereine: Was für andere selbstverständlich ist, geht sich einfach nicht aus.

"Und die armen Kinder von heute werden oft zu den armen Erwachsenen von morgen." Gemeinsam mit der Stadt Wiener Neustadt wurde deshalb die Initiative "Kinderzukunft" gestartet – ein Pilotprojekt, das in Zukunft auch in andere Städte österreichweit ausgedehnt werden könnte.

"Keines, das nur für ein paar Monate laufen wird", meint Fenninger. Eher Jahre. Und eines, das auf mehreren Säulen fußt. Man will etwa auf Kinder zugehen, mit ihnen in den Schulen das Thema Armut erörtern. Gemeinsam mit Gewerbetreibenden will man zusätzliche Lehrstellen schaffen, kostenlose Lernhilfen anbieten. Mit Energieversorgern soll ein Frühwarnsystem erarbeitet werden, um zu verhindern, dass Familien mit Kindern der Strom abgedreht wird. Mit der "Aktion Kinderzimmer " soll kindgerechtes Wohnen ermöglicht werden. "Es gibt Kinder, die nicht einmal ein eigenes Bett haben – geschweige denn einen Schreibtisch", so Fenninger.

"Brennpunkt"

Aber warum gerade Wiener Neustadt? Knapp 8500 Minderjährige Leben in der Stadt – valide Zahlen darüber, wie viele davon tatsächlich armutsgefährdet sind, gibt es noch nicht. "Wir wissen aber, dass wir ein Brennpunkt sind", meint Wiener Neustadts Bürgermeister Bernhard Müller. Generell sind Städte weit stärker vom Phänomen betroffen als der ländliche Raum.

Ein Dreivierteljahr dauerten die Vorarbeiten für das Projekt, die Fäden laufen bei der Stadt zusammen – Missbrauch soll dadurch möglichst ausgeschlossen werden.

Helfen kann bei "Kinderzukunft" eigentlich jeder – mit Geld- und Sachspenden oder indem er einfach mit anpackt.

www.kinder-zukunft.at

Armut in Zahlen

Fast 15 Prozent der Bevölkerung Österreichs sind betroffen: 1,2 Millionen Menschen, darunter 304.000 Kinder. In Niederösterreich sind es 166.000 Menschen und rund 45.000 Kinder. Städte sind weit stärker betroffen als der ländliche Raum.

Konsequenzen

Eine Studie des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und Sozialpädagogik belegt, dass arme Kinder weniger Sozialkontakte haben, schlechter in der Schule sind, öfter krank werden und als Erwachsene selbst häufiger armutsgefährdet sind.

Kommentare