Kairo: U-Haft für glücklosen Piratenjäger

Kairo: U-Haft für glücklosen Piratenjäger
Ein Modellbau-Freak aus Niederösterreich wollte ins Anti-Piratengeschäft einsteigen. Jetzt sitzt er in Ägypten in Haft.

Er ist ein selbst ernannter „Security“, der im Kampf gegen somalische Piraten anheuern wollte. Am 2. November wurde der Österreicher jedoch auf dem Flughafen Kairo mit vier Militärgewehren im Gepäck verhaftet.

Die ägyptischen Behörden sehen in ihm eine Gefahr für die innere Sicherheit. Am Dienstag wurde seine U-Haft verlängert. Die Familie ist verzweifelt und tut alles um den 32-Jährigen so schnell wie möglich frei zu bekommen.

Zur Vorgeschichte: Hannes F. aus dem Raum Wiener Neustadt warb im Internet mit der Idee, auf Modellflugzeugen Kameras zu befestigen um sie als Aufklärungsdrohnen bei der Piratenjagd einzusetzen. Die ist derzeit ein Bomben-Geschäft für Sicherheitsfirmen, die mit ihrem bewaffneten Personal Frachtschiffe verteidigen. Da wollte Hannes F. dabei sein. Laut Ehefrau Lisa F. war ihr Mann dabei, sich mit seiner Sicherheitsfirma selbstständig zu machen. Er bekam von einer italienischen Firma den Auftrag zum Schutz eines Schiffes bei der Fahrt durch den Suezkanal. „Das Team des Schiffes Monte Christo war zuvor angegriffen worden. Die Leute waren traumatisiert und wollten Sicherheitsleute an Bord.“

Aus diesem Grund ist er zusammen mit dem deutschen Kollegen mit der Lufthansa via München nach Ägypten geflogen. „Er hat sich vorher bei der ägyptischen Botschaft in Wien erkundigt was er für Dokumente braucht“, sagt Lisa F. Ihr Mann kümmerte sich um die gesamte Abwicklung. Mitgefahren wäre er selbst aber nicht mit dem Schiff. Er hatte ein Rückflugticket.

Große Zweifel

Kairo: U-Haft für glücklosen Piratenjäger

Für die Ägypter ist Hannes F. alles andere als ein maritimer Sicherheitsprofi, was ihm nach der Landung auch zum Verhängnis wurde. Weil er die vier Gewehre im Reisegepäck hatte, wurden der frühere Jagdkommando-Soldat und der Deutsche sofort festgenommen. Sicherheitsstaatssekretär, Magdy Abdel Ghaffar, nahm sich der Sache persönlich an. Und der ermittelnde Staatsanwalt glaubt Hannes F. kein Wort. Denn die Modellflieger von seiner Homepage sind für den militärischen Einsatz unbrauchbar. Dass F. seine Gewehre im Auftrag einer italienischen Firma auf einem Tanker für die Piratenabwehr abliefern wollte, glauben die ägyptischen Behörden ebenfalls nicht.

 

Russisches Material

Es handelt sich dabei um russische Karabiner des Systems Mosin-Nagant aus dem Weltkrieg, die Hannes F. bei einem Händler in Steyr erworben hatte. „Deswegen, weil Erwerb und Ausfuhr legal sind“, erklärt seine Frau. Keine Armee und keine private Security-Firma verwenden diese Waffen noch. Selbst die Piraten haben besseres Material. F.’s Angaben, dass er eine „Special Operations – Search and Rescue“-Firma gegründet habe und Absolvent einer Nato-Akademie sei, haben die Ägypter ebenfalls stutzig gemacht. Damit ist der Security einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Denn in der durch die Revolution aufgepeitschten Öffentlichkeit kursiert die Nachricht, man habe einen „Terroristen “ gefasst.

Ehefrau und Mutter Marlies sind indes mit den Nerven am Ende. Dienstagabend bekamen sie in ihrem kleinen Häuschen im Nordburgenland die Hiobsbotschaft von ihrem Anwalt. Die U-Haft wurde um weitere 45 Tage verlängert. Lisa F. ist mit ihrer kleinen Tochter nun finanziell auf sich alleine gestellt. Die Familie weiß nicht mehr, wie lange sie noch Geld für den Anwalt hat. „Wir sind ganz normale Leute. Diese Situation ist existenzgefährdend“, schildert Mutter Marlies F. Es ist nicht der erste Schicksalsschlag für die Familie. Der Vater von Hannes ist seit einem Kunstfehler ein Pflegefall. „Und unsere Tochter ist beim Tsunami 2006 fast ums Leben gekommen“.

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