Eine verhängnisvolle Liebe hinter Gittern

Sandra O. (rechts, mit Verteidigerin Astrid Wagner) darf nicht mehr für die Justiz arbeiten.
Justizwachebeamtin verliert Job, sie will mit Häftling eine Familie gründen.

18 Monate bedingte Haft fasste am Mittwoch jene 35-jährige Justizwachebeamtin aus, die Bekanntheit erlangte, weil sie sich in einen Gefangenen verliebt hatte und von ihm ein Kind bekommen hatte. Gemeinsam mit ihm und einem weiteren Häftling stand sie am Mittwoch im Landesgericht Krems vor einem Schöffensenat, weil sie sieben Mobiltelefone in die Justizanstalt Stein geschmuggelt hatte.

Ihren Beteuerungen, dass der Kindesvater Sufian H. unschuldig sei, schenkte der Schöffensenat keinen Glauben und verurteilte ihn an seinem 32. Geburtstag zu 18 Monaten Zusatzhaft. Ein weiterer Komplize muss ein Jahr zusätzlich zu seiner bisherigen Strafe absitzen. Alle drei Urteile sind nicht rechtskräftig.

"Mir tut es für ihn weh, er hatte damit nichts zu tun", beteuerte Sandra O. nach der Urteilsverkündung mit wehmütigem Blick zu ihrem Geliebten, den sie nicht umarmen durfte. Ihren Beruf darf sie nach diesem Urteil nicht mehr ausüben. "Ich will sowieso nicht mehr in der Justiz arbeiten, in Stein hassen mich alle. Da bin ich der Sündenbock wegen der sieben Telefone. Dabei werden da noch viel mehr Sachen geschmuggelt", sagte O. zum KURIER.

Zukunft

Doch sie blickt nach vorne: Die Zukunft mit der Liebe ihres Lebens. "Ich will mit ihm eine Familie aufbauen", erzählt die 35-Jährige. So etwas wie er sei ihr noch nie passiert. Im Hafturlaub hatte er sie schon seinen Eltern vorgestellt.

Vor Gericht kam die Sprache darauf, dass die alleinerziehende Mutter einer heute zehnjährigen Tochter seit einer Scheidung mit einer Schuldenlast von 100.000 Euro kämpft. Aus Geldnot habe sie rund 3000 Euro, auch von Kolleginnen, geborgt, aber nicht zurück zahlen können. In dieser Situation habe ein Zellen-Mitbewohner ihres Geliebten vorgeschlagen, mit dem Handyschmuggel Geld zu verdienen.

"Und das haben Sie für eine gute Idee gehalten", fragte Vorsitzende Susanne Daniel kopfschüttelnd.

"Mein Partner hat mich gewarnt, also habe ich es ohne sein Wissen gemacht", sagte die Angeklagte. Doch viele der Formulierungen in den Aussagen der drei Angeklagten klangen in den Augen der Richter wie abgesprochen. Alle drei Angeklagten nahmen sich Bedenkzeit.

Bleibt das Urteil aufrecht, kommt der Kindsvater nicht 2017 – nach neun Jahren Haft wegen schweren Raubes – in Freiheit, sondern eineinhalb Jahre später. Bis dahin heißt es für seine Geliebte: Warten. Inzwischen will sie ein Buch über ihr turbulentes Leben schreiben.

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