Suche nach "Horror-Hans": Wachebeamter angeklagt

Justizwachebeamter muss vor Gericht
Wachebeamter wollte sich das Gesicht des gesuchten "Horror-Hans" einprägen und forschte im Justizsystem nach dessen Daten: Amtsmissbrauch

Ein Wiener Justizwachebeamter wurde von der Staatsanwaltschaft St. Pölten wegen Amtsmissbrauchs (Strafdrohung bis fünf Jahre Haft) angeklagt, weil er bei der Suche nach einem aus dem Justiz-Gewahrsam geflüchteten gefährlichen Psychopathen helfen wollte. Anfang April muss er sich im Wiener Landesgericht verantworten.

Der Beamte wohnt in der Nähe der Justizsonderanstalt Göllersdorf, NÖ, in die der als "Horror-Hans" amtsbekannte unzurechnungsfähige Gewalttäter im Juli 2011 eingewiesen wurde. Der Schizophrene hatte zuvor eine Gefängnis-Psychiaterin als Geisel nehmen wollen und einen Bewacher mit einer selbst gebastelten Stichwaffe lebensgefährlich verletzt.

Spaziergang

2015 wurde der Häftling nach zweijähriger Intensivtherapie in eine Pflegeeinrichtung in der Steiermark verlegt, weil seine Wahnvorstellungen angeblich abgeklungen waren. Dort kehrte er am 8. Juni 2016 von einem genehmigten Spaziergang nicht mehr zurück.

Weil der Wiener Justizwachebeamte den Geflüchteten von früheren beruflichen Kontakten her kannte, sich aber nicht mehr an dessen Aussehen erinnern konnte, rief er ohne dienstlichen Auftrag im justizinternen Informationssystem die Daten des Mannes ab und prägte sich dessen Gesicht ein. Er wollte beim "Wiedereinfangen" von "Horror-Hans" behilflich sein, wie es sein Strafverteidiger Nikolaus Rast ausdrückt, und hielt eine zufällige Begegnung rund um seinen Wohnort für denkbar.

Durch die Einsichtnahme in den Datensatz "ohne dienstliches Interesse" soll er laut Anklage aber vorsätzlich das Recht des Häftlings auf Datenschutz geschädigt haben. Die Suche nach dem Geflüchteten erledigte sich übrigens nach wenigen Tagen: Ein Schwammerlsucher stieß im Wald auf dessen Leiche.

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