Wenn der Broadway ruft

Die Bühne ist Lorenz’ Welt.
Lorenz Pojer aus NÖ zählt zum vielversprechenden Musical-Nachwuchs. Nun hat er seine erste Filmrolle.

"Hallo", grüßt Lorenz Pojer fast schüchtern und zeigt ein breites Lausbubenlächeln. Noch verrät nichts, dass es sich bei dem elfjährigen Guntramsdorfer um einen Schauspielprofi handelt, der für zahlreiche Musicals auf der Bühne stand und nun seine erste Hauptrolle im Kurzfilm "Unberührt" (siehe rechts) ergattert hat. Das ändert sich, als es an die Fotos geht.

Jeder Blick, jede Pose sitzt. Das Funkeln in den Augen, die Haare, die in die Stirn fallen. Die durfte er sich vor dem Filmdreh, der am Samstag in Kärnten begann, eine Woche lang nicht waschen. Nicht so schlimm, da bleibe ihm mehr Zeit zum Fernsehen, versichert Lorenz.

Vier Jahre ist es her, dass er zum ersten Mal das Musical "Elisabeth" gesehen hat. Da war es ihm sofort klar – er will Musicaldarsteller werden. "Er hat gesagt, ,Mama, das will ich auch machen.’ Und ich habe geantwortet: ,Lorenz, das ist total unrealistisch’", erinnert sich Michaela Pojer-Lamisch lachend.

Wenn der Broadway ruft
Lorenz Pojer, Guntramsdorf, Musicaldarsteller, Schauspieler, Nachwuchsschauspieler, Musical, Film, Filmdreh, Filmdrama "Unberührt"

Sie sollte sich irren: Vorigen Sommer brillierte er im Landestheater Linz als Kronprinz. Zuletzt spielte er in mehr als 100 Vorstellungen den kleinen "Michael Banks" im Musical "Mary Poppins".

"Irgendwie macht das total Spaß. Es fühlt sich gut an, wenn das Publikum klatscht und man merkt, dass man es gut gemacht hat", erzählt das Nachwuchstalent. Von klein an, erzählt seine Mama, habe Lorenz es geliebt zu singen, zu tanzen und Theater zu spielen. Es folgte eine professionelle Gesangs-, Tanz-, und Schauspielausbildung.

Der Elfjährige weiß, was er will: An den New Yorker Broadway. Dort will er studieren. "Englisch ist nämlich wichtig fürs Musical", erklärt er. Doch der Weg ist weit. Daher arbeitet Lorenz neben der Schule hart und diszipliniert am Erfolg. Während seine Freunde vorigen Sommer etwa im Bad faulenzten, probte der Elfjährige sechs Tage pro Woche für "Mary Poppins".

Proben für den Film

Zuletzt legte er noch einen Zahn zu. Neben Proben für "Unberührt" übte Lorenz bereits für seine nächste Rolle im Musical "Sound of Music" in der Wiener Volksoper.

So ging es an manchen Tagen nach der Schule um 12 Uhr zur Filmprobe, danach kam die Kostümprobe, gefolgt von der Musicalprobe bis 20 Uhr. Dazwischen wurde gegessen und gelernt. Mehr Zeit gibt es wieder, wenn das Stück läuft. Das Pensum ist nur mit Unterstützung der Familie und der Schule möglich. Verpasst er Unterrichtsstoff, holt er ihn nach. Lernen fällt ihm leicht. "Manchmal vergesse ich schon Aufgaben", gibt der Elfjährige zu. "Aber das liegt an mir." Gelegentlich sei es schon stressig.

Wenn der Broadway ruft
Lorenz Pojer, Guntramsdorf, Musicaldarsteller, Schauspieler, Nachwuchsschauspieler, Musical, Film, Filmdreh, Filmdrama "Unberührt"

Doch Lorenz will nicht anders, sagt er. Viel zu tun zu haben, gefällt ihm. Nach 7.30 Uhr aufstehen? Unmöglich. Darum lernt er zusätzlich Spanisch, nimmt Klavierunterricht und ist Mitglied im Volksopernchor. Dazwischen findet er noch Zeit zum Kindsein. Hat er frei, liest Lorenz oder hört Musik – natürlich Musicals. "Elisabeth" ist sein Lieblingsstück. Mit Freunden zieht er fürs Überlebenstraining in den Wald oder übt sich mit seinem Cousin in Fotografie."Erholsam ist auch, wenn ich mit meiner Schwester Radfahren kann." Ganz ohne Theater geht es aber nicht: So schreibt Lorenz an seinem ersten Musical. Die Kostüme dazu, eh klar, die näht er auch noch selbst.

Ein abgelegenes Bergdorf 1895. Kinder, die nach dem Tod der Mutter von ihrem Vater seelisch und körperlich misshandelt werden. Ein Tag im Leben der Familie, die in eine Gewaltspirale rutscht.

Es ist keine leichte Kost, die der Linzer Regisseur David Birner mit seinem 15-minütigen Kurzfilm "Unberührt" serviert. "Für mich sind zwei Aspekte wichtig", erklärt der 31-Jährige. Einerseits der soziale: "Häusliche Gewalt betrifft jeden." Zum anderen habe es ihn fasziniert, in die Vergangenheit zu reisen. Wie das Drama ausgeht? "Ich bin kein Fan von Happy Ends." Sechs Tage wird nun an diversen Locations in Kärnten gedreht. Dabei setzt Birner, der das amerikanische mit dem österreichischen Spiel verbinden will, auf beeindruckende Bilder. Visuell ansprechend soll der Kurzfilm sein. Und dann auf zahlreichen Festivals laufen.

Über seinen Hauptdarsteller Lorenz Pojer sagt Birner, er sei ein Naturtalent. Der Elfjährige müsse eine schwierige Rolle meistern. "Blut, Schläge, das ist alles dabei." Das sei auch eine psychische Belastung, doch er könne rasch zwischen Rolle und Realität umschalten.

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