Junges Wohnen als Bedrohung für alte Schrebergärten

Kottingbrunn Schrebergärten-Proteste
Anrainer machen gegen geplantes Bauprojekt mobil. Der Bürgermeister unterstützt sie.

Es sind nicht viele Kirschen, die an dem kleinen Bäumchen in Johann Lichteneggers Schrebergarten wachsen. Eine Riesenfreude hat er trotzdem damit. Wie mit den paar Quadratmetern Grünfläche, die er seit mehr als 30 Jahren pflegt. "Das war früher hier alles eine Gstettn", erinnert er sich.

Die Freude ist für Lichtenegger und für die Besitzer von 16 weiteren Schrebergärten hinter einem Gemeindebau in der Wiener Neustädter Straße in Kottingbrunn aber bedroht. Im Gemeinderat denkt man über ein Projekt "Junges Wohnen" mit bis zu 29 Wohnungen nach. Der Standort scheint ideal – die Fläche steht im Eigentum der Gemeinde und liegt verkehrsgünstig. Die Gartler wollen aber weder das Feld räumen, noch einen Wohnblock vor ihrem kleinen Idyll haben. Deshalb haben sie auch bei anderen Anrainern Unterschriften gesammelt. Bei der Übergabe an SPÖ-Bürgermeister Andreas Kieslich zeigte der Verständnis: "Wir sind schon für junges Wohnen, aber nicht gegen den Willen der Bürger hier."

Die Bürgermeisterpartei SPÖ hat im Gemeinderat zwölf von 29 Stimmen. Die Initiative zum Projekt kommt von der ÖVP (zehn Mandate) und der FPÖ (zwei), die mit Klaus Windbüchler auch den Vizebürgermeister stellt. "Wir können nicht alles nur an der Peripherie bauen", erklärt er und beruhigt: "Die Gärten sollen bestehen bleiben. Aber Argumente wie jenes, dass die Leute dann von der Wohnung nicht mehr zu ihrem Garten sehen, können wir nicht gelten lassen." Windbüchler will auch die anderen Listen im Gemeinderat (insgesamt sieben) überzeugen. Die nächste Sitzung ist am 24. Juni.

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