Jäger klagen: Wolf nicht scheu genug

Leitwolf vom Truppenübungsplatz Allentsteig
Gentests zeigen, dass die Tiere am Truppenübungsplatz aus der Lausitzregion kommen.

Die Wölfe verlassen militärisches Sperrgebiet. Seit sich eine Wolfsfamilie im Truppenübungsplatz Allentsteig im nördlichen Niederösterreich niedergelassen hat, werden die Tiere zunehmen auch außerhalb gesehen. Zuletzt machten sich in der Region Gerüchte breit, dass die Raubtiere sehr groß seien und so gar nicht ins Schema des europäischen Wolfs passen sollen. Es war gar von ausgesetzten Tieren die Rede.

Doch es steht fest: "Wir haben die Ergebnisse der Genuntersuchung aus der Schweiz bekommen. Die Elterntiere stammen aus der Lausitz in Polen", stellt dazu Christian Kubitschka klar. Der Förster ist auf dem Truppenübungsplatz für Ökologie zuständig.

Erfahrungen

Der KURIER hat sich in der Umgebung umgehört: "Ich habe drei Mal Wölfe gesehen – und auch Pfotenabdrücke mit zehn Zentimeter Durchmesser. Das Wild ist sehr beunruhigt", berichtet Josef Aigner, Jagdleiter im Revier Tautendorf, das an den Übungsplatz angrenzt. Wie Kollegen ist er besorgt, weil die Wölfe aus ihrer Sicht relativ wenig Scheu zeigen. Einer berichtet, dass er bis auf 20 Meter mit dem Auto an einen Wolf heran gefahren sei, bis der das Weite suchte. Ein anderer habe vom Hochstand aus beobachtet, wie ein Wolf sein abgestelltes Auto betrachtete. Das beunruhigt viele, denn die Raubtiere werden auch in der Nähe von Dörfern bemerkt. Nahe dem Tennisplatz von Neupölla ist ein Rotwild-Riss bestätigt.

"Wir haben nichts gegen eine natürlich Wolfspopulation in der Region. Wir wollen nur jetzt schon darauf aufmerksam machen, dass uns das Verhalten einiger Wölfe Sorgen macht, weil sie kein natürliches Fluchtverhalten zeigen", sagt Christoph A., der im Truppenübungsplatz Allentsteig jagt. Man habe sie ja schon nahe und angeblich in Dörfern gesehen. Und der auch meint, man müsste jetzt überlegen, wie man damit umgeht, wenn die Zahl der Wölfe eine verträgliche Grenze überschreitet. Damit nicht ähnliche Probleme entstehen wie bei Fischotter und Biber. Der Fleischbedarf der Tiere bringe Auswirkungen auf Menschen wie Jagdverpächter oder Tierhalter.

Probleme

Zusätzlich gebe es Probleme mit Wildschaden, weil Rotwild sich zu größeren Rudeln zusammen schließt, den Übungsplatz verlässt und in angrenzenden Feldern größeren Schaden etwa am Raps anrichtet.

"Den Jägern fehlt die Erfahrung mit Wölfen. Die beiden Jungwölfe werden erwachsen und werden bald zu wandern beginnen. Einer, der weibliche, ist extrem neugierig", erklärt Kubitschka.

"Wölfe haben Scheu vor Menschen, aber nicht vor deren Einrichtungen oder Fahrzeugen", erklärt dazu Wolf-Koordinator Georg Rauer. Im Rahmen des Wolf-Monitorings am Truppenübungsplatz, werden auch Beobachtungsberichte gesammelt.

"Menschen sind oft überrascht, weil sie erwarten, dass Wölfe bei einer Begegnung sofort flüchten und nicht erst abwarten", sagt Rauer. Sollte einem Menschen die Begegnung unangenehm sein, rät Rauer, sich groß zu machen und zu lärmen, etwa zu klatschen. Dann flüchten Wölfe.

Bei den jüngst gesehenen Wölfen im Kamptal nahe Plank und Stiefern dürfte es sich nach Vermutungen der Fachleute nicht um die Allentsteiger Population, sondern eher ein Tier aus der Slowakei gehandelt haben.

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