Immer mehr Ausländer ohne Job

Immer mehr Ausländer ohne Job
Erhebung: Mehr als ein Viertel der AMS-Kunden hat keine österreichische Staatsbürgerschaft.

Die Zuwanderung und die Zahl der Asylberechtigten bringen den österreichischen Arbeitsmarkt immer stärker unter Druck. Das belegen aktuelle Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS). Nach jüngsten Erhebungen haben bereits 28,2 Prozent und somit mehr als ein Viertel der Arbeitslosen im Land keine österreichische Staatsbürgerschaft.

Starke Zuwächse verzeichnet das AMS bei den Asylberechtigten: Waren Mitte des Vorjahres 17.000 arbeitslos oder in Schulung gemeldet, sind es Ende Juni 2016 mehr als 25.100 – ein Plus von 47 Prozent. Die überwiegende Mehrheit (18.755) davon sind Männer.

Dazu kommen noch Zuwanderer aus dem EU-Raum, die sich mangels eines Jobs ebenfalls beim AMS melden.

Spitzenreiter Wien

Österreichweit haben somit bereits mehr als 41 Prozent aller Arbeitslosen einen Migrationshintergrund. In Wien – dem Spitzenreiter im Bundesländer-Ranking – sind es schon fast 60 Prozent. Und: Fast 40 Prozent aller Wiener Arbeitslosen sind keine österreichischen Staatsbürger (siehe Grafik).

Das Problem in der Bundeshauptstadt dürfte sich noch verschärfen. Grund dafür sind die strengeren Bestimmungen für den Bezug der Mindestsicherung etwa in Nieder- oder Oberösterreich. Hinter vorgehaltener Hand rechnen Arbeitsmarktexperten fest damit, dass viele arbeitslose Asylberechtigte jetzt das bei der Mindestsicherung liberalere Wien ansteuern werden.

Immer mehr Ausländer ohne Job
Nach Wien zählt Niederösterreich zu den besonders betroffenen Regionen. Seit der Öffnung des Arbeitsmarktes für die neuen EU-Mitgliedsstaaten vor fünf Jahren hat sich die Zahl der Arbeitslosen mit Migrationshintergrund in NÖ nahezu verdoppelt – von knapp 8000 auf 15.444 (Juni 2016).

Beim Arbeitsmarktservice NÖ waren zuletzt 2438 Asylberechtigte arbeitslos vorgemerkt – 740 von ihnen absolvierten eine Schulung. Die Hoffnung darauf, den meisten von ihnen in kurzer Zeit einen Job zu verschaffen, dämpft Niederösterreichs AMS-Chef Karl Fakler. Bedeutender Grund dafür sei die geringe Qualifizierung der Zuwanderer.

Die Zahl der klassischen Hilfsarbeiterjobs nimmt sukzessive ab. "Daher wird in den kommenden Jahren vor allem der Druck auf Arbeitskräfte – mit und auch ohne Migrationshintergrund – steigen, die keinen oder maximal Pflichtschulabschluss vorweisen können", sagt Karl Fakler im Gespräch mit dem KURIER. 45 Prozent aller AMS-NÖ-Kunden haben maximal die Pflichtschule absolviert. In der Arbeitslosen-Gruppe der Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten liegt der Anteil gar bei 82 Prozent (siehe Grafik).

Von Aufgeben könne aber dennoch keine Rede sein, sagt Fakler: "Personen, die rechtmäßig Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt haben, von der Inanspruchnahme arbeitsmarktpolitischer Angebote auszuschließen, bedeutet, Langzeitarbeitslosigkeit in Kauf zu nehmen." Statt dessen gehe es darum, die Betroffenen rasch in die Arbeitswelt zu integrieren. "Um sie von Beziehern von Sozialleistungen zu aktiven Einzahlern in das Arbeitslosenversicherungssystem zu machen."

Qualifizierung

Österreichweit wird das AMS heuer rund 68 Millionen Euro für Maßnahmen zur Integration Asylberechtigter in den Arbeitsmarkt ausgeben. "Davon werden fast 34.000 anerkannte Flüchtlinge, die heuer zu uns kommen, profitieren", ließ sich AMS-Vorstand Johannes Kopf zu Jahresbeginn zitieren.

Immer mehr Ausländer ohne Job
honorarfrei, AMS, Karl Fakler
Doch der Weg zum Job ist steinig, wie Zahlen aus NÖ beweisen: Heuer gelang bis Ende Juni knapp 49.600 AMS-NÖ-Kunden die Arbeitsaufnahme. Ein Viertel (12.769) der erfolgreichen Vermittlungen entfiel auf Personen mit Migrationshintergrund.Davon waren allerdings nur 263 Asylberechtigte.110 Millionen Euro haben Karl Fakler und sein Team heuer für Aus- und Weiterbildung von Arbeitslosen zur Verfügung. "Für Konventionsflüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte steht ein kleines Sonderbudget in der Höhe von 4,75 Millionen Euro zur Verfügung", erklärt der AMS-NÖ-Chef.

Damit werden unter anderem rund 4600 Plätze in Deutschkursen finanziert. Fakler: "Im Schnitt dauert es rund ein Jahr, bis Menschen, die ohne jegliche Deutschkenntnisse zu uns gekommen sind, soweit sind, dass eine fachliche Ausbildung absolviert werden kann."

Fortgesetzt werden auch die Kompetenz-Checks für Asylberechtigte: In Summe werden in NÖ heuer 400 Teilnehmer auf ihre Fähigkeiten getestet. Weiters gibt es Vorbereitungsangebote für junge Frauen und Männer bis 25 Jahre zum Nachholen der Pflichtschule, zum Erwerb des Hauptschulabschlusses oder zur Vorbereitung der Lehrausbildung.

Die vom Integrationsfonds angebotenen so genannten "Wertekurse" werden in alle Maßnahmen des AMS mit passender Zielgruppe eingebunden. Neben den klassischen AMS-Inhalten wird auch das bundesweite Modell "Freiwilliges Integrationsjahr" angeboten. Dabei handelt es sich aber nicht um ein Arbeitsverhältnis, sondern um ein maximal 12-monatiges Arbeitstraining.

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