„Ich war geschockt und enttäuscht zugleich“

„Ich war geschockt und enttäuscht zugleich“
Korneuburg – Nach Polit-Zwist muss Senioren-Familie weiter in Bruchbude hausen

Die Letzten machen das Licht aus. Darauf hat sich die dreiköpfige Familie Pehlivan in der baufälligen Jahn-Kaserne eigentlich schon lange gefreut. Doch nach dem Abstimmungs-Desaster und dem politischen Machtspiel um die Ersatzwohnung muss die Familie in den feuchten und kalten Mauern schauen, wie sie über den Winter kommt.

Nicht nur die Kälte sitzt den Senioren in den Gliedern, auch die Emotionen über den Ausgang der Wohnungsvergabe nagt an den Nerven. „Es war ein Schock, als ich es gehört habe, wie abgestimmt wurde“, sagt Recep Pehlivan, ein pensionierter Asphaltierer.

Seit drei Jahrzehnten bewohnt er nun die knapp 100 Quadratmeter große Wohnung in der Bauruine. Nachdem schon unter der Ära Peterl mit der Absiedlung der Bewohner aus der Mietskaserne begonnen wurde, steckte die Gemeinde kaum mehr Geld in die Erhaltung. Das sieht man an allen Ecken und Ende. Die glaslosen Fenster sind allesamt mit Brettern zugenagelt. „Hier wird man depressiv und krank. Meine Eltern müssen hier raus. Diese Wohnsituation ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Sohn Recai.

Er macht sich große Sorgen um den Gesundheitszustand der Eltern. Die 78-jährige Oma hat Asthma und ist Insulin-pflichtig. Mutter Nazmiye leidet seit Wochen unter einer schweren Bronchitis, die kaum besser wird. Vater Recep war mit einer schweren Entzündung und Fieber zehn Tage im Spital.

„Hier kann man nicht mehr gesund leben“, sagt der Sohn. Jetzt ist man im wahrsten Sinn des Wortes weiter auf Herbergssuche. „Wir geben nicht auf“, sagt der Vater.

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