"Ich bin kein Tester, ich bin ein Esser"

Er ist der Erbe von Alfred Biolek als ARD-Chefkoch: Tim Mälzer, Enfant terrible am Herd, ist mit 38 Jahren seriös geworden.

Am 29. August geht es los, nach der Sommerpause: Da kocht Tim Mälzer, Deutschlands wortgewaltigster Fernsehkoch, in einer neuen Küche in Hamburg auf, die auch Platz für mitkochende Gäste bietet ("Tim Mälzer kocht!"). Und er kocht erstmals vor Publikum. Ein Gespräch mit dem Star am Herd.

KURIER: Herr Mälzer, haben Sie im Zuge Ihres Wechsels vom Privatsender VOX zur öffentlich-rechtlichen ARD auch Ihre Koch-Philosophie geändert? Keine Koch-Show mehr?
Tim Mälzer: Ich kümmere mich jetzt fast ausschließlich ums Kochen. Das Essen ist der Star. Bei "Schmeckt nicht gibt's nicht", meiner alten Sendung auf VOX , stand das ganze Drumherum und nicht das Kochen im Mittelpunkt. Es ging nur darum: Wer ist wo und wieso besonders witzig und unterhaltsam? Und nicht mehr darum: Wo lernt man gut kochen? Es gab überhaupt keine Kochsendung mehr, die sich ums Kochen an sich gekümmert hat. In der neuen Sendung haben wir jetzt viel mehr Ruhe in der Produktion und müssen nicht mehr drei Gänge in 25 Minuten fertig haben.

Warum boomen Kochsendungen derart?
Ich denke, Kochen ist das, was wir alle mit einem häuslichen Prozess verbinden, der uns inzwischen oft verloren gegangen ist. Man sieht es einfach gern, wenn einer handwerklich gewisse Fähigkeiten hat und dabei Dinge passieren, mit denen man auch selber etwas anfangen kann. Mit Essen und Trinken
kann jeder etwas anfangen.

Haben Sie auch didaktische Ambitionen?

Ich bin jetzt nicht der Pädagoge schlechthin, aber natürlich habe ich Interesse daran, dass die Leute sich mehr mit Ernährung auseinandersetzen. Die Problematik liegt nicht bei den Kindern, die sich schlecht ernähren, sondern bei uns Erwachsenen. Konkret: Dass wir eine gewisse Fertigkeit und unser Wissen nicht weitervermitteln. Das ist genau das, was ich machen will: Ich möchte zeigen, dass gutes Essen und Trinken nicht kompliziert ist - wenn man sich richtig damit auseinandersetzt. Es ist wie beim Fahrradfahren: Man muss eben üben. Am Anfang fällt man auch ein paar Mal auf die Schnauze.

Was bedeutet Kochen für Sie?
Privat ist Kochen für mich pure Entspannung. Gerade auch das anschließende Essen und Sitzen am Tisch, wenn man Zeit miteinander verbringt, miteinanderredet. Klar, es soll schmecken, aber Essen ist für mich primär ein Kommunikationsmittel.

Gehen Sie gern essen?
Ja, ich gehe gern essen. Ich genieße dann einfach. Ich bin ja kein Tester, ich bin Esser. Ich möchte mir eine gute Zeit machen und da ist Essen Teil dessen. Wenn man mich fragen würde: 'Was waren deine drei besten Essen?', dann wird es nicht unbedingt das Essen selbst sein, das mir in Erinnerung geblieben ist, sondern die Situation, in der ich dieses genossen habe: Mit der Familie, im Urlaub, das erste Date. Es sind meist emotionale Erinnerungen, die man in Verbindung mit Essen hat.

Haben Sie ein Lieblingsessen?
Ja. Spaghetti Bolognese. Das ist für mich das Essen schlechthin. Auch eine schlechte Bolognese schmeckt noch. Da kann man nicht viel kaputt machen dran.

Fernsehküchen - Schnoddrig, laienhaft, professionell

Gibt es in Österreich nur eine Kochsendung, nämlich Frisch gekocht ist halb gewonnen (ORF), so steigen sich im deutschen Fernsehen die TV-Köche auf die Zehen.

Da wären einmal - neben Tim Mälzer kocht! in der ARD - Horst Lichter und Johann Lafer mit ihrer schnoddrigen Kochshow Lafer! Lichter! Lecker! im ZDF. Lafer kocht auch noch solo in ARD, ZDF und auf 3sat, nennt seine Sendung jeweils ganz bescheiden Johann Lafer.

Auch Markus Lanz, die derzeitige Allzweckwaffe des ZDF, hat eine eigene Kochsendung, sie heißt Lanz kocht.

Mehr oder weniger begnadete Laien mühen sich jedes Wochenende auf VOX damit ab, Das perfekte Dinner auf den kameraumsäumten Tisch zu zaubern.

Die Kocharena, ebenfalls auf VOX, lässt ehrgeizige Hobbyköche gegeneinander ankochen.

Kulinarisch retten, was (noch) zu retten ist, in dieser Aufgabe versuchen sich Die Kochprofis Stefan Marquard, Ralf Zacherl, Mario Kotaska und Martin Baudrexel auf RTLII .

Und KABEL 1 beweist mit seinem Fast Food Duell, dass frisch Zubereitetes immer besser schmeckt. Aber das ist ja nun wirklich nichts Neues.

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