Herzlich willkommen!
Auch sein Boot ist nicht voll. Fritz Berger, ein pensionierter Jurist, öffnet die Tür seines Einfamilien-Hauses in einer angenehm ruhigen Wohnsiedlung in Baden bei Wien. Und bittet einzutreten.
Er ist einer von 48 Menschen in Niederösterreich, die nicht zusehen wollen, wie ein reiches europäisches Land Flüchtlinge in Zeltstädten unterbringt. Nach einem Vorstoß der Landespolitik, die bürokratische Hürden beseitigt hat, und einem Aufruf der Diakonie teilen sie einen Teil ihres Zuhauses mit Hilfe suchenden Menschen.
Vor zehn Jahren öffnete der Badener zum ersten Mal sein Haus. Damals einem albanischen Ehepaar, mit dem er drei Jahre lang gemeinsam hoffte und bangte, dass ihren Asylanträgen stattgegeben wird. "Das kann man sich schwer vorstellen, welchen Stress das Warten auslöst", erklärt der stille Helfer, der sein Engagement nicht an die große Glocke hängen will. Es war für ihn "klar", dass die beiden die ganze Zeit bei ihm gratis wohnen durften.
Anfang September fuhr vor seinem Haus wieder ein Kleinbus aus Traiskirchen vor. Jawad, Faresteh und ihre Tochter Khatereh waren eineinhalb Jahre lang unterwegs. Als sie von ihrer Heimat in Kabul flüchteten, war Khatereh gerade ein Jahr alt. Und ihre Mutter nach den in Österreich geltenden Gesetzen noch minderjährig.
Von Pontius zu Pilatus
"Ich wollte konkret helfen", sagt der Badener Hausbesitzer. Zwar haben die Mitarbeiter der Diakonie die Papiere für das Meldeamt und die Bezirkshauptmannschaft vorbereitet. Halfen auch bei der Eröffnung eines zwingend vorgeschriebenen Girokontos. Dennoch lief Berger zuletzt von Pontius zu Pilatus.
Für die Fahrt mit Bus und und Bahn organisierte er die notwendigen Ermäßigungskarten. Bei jedem Arztbesuch, der das Vorlegen eines Krankenscheins erfordert, steht er zur Seite. Einen Kindergartenplatz hat er gefunden. Nur mit seinem Versuch, für Jawad und Faresteh einen kostenlosen Deutschkurs zu finden, ist er bisher gescheitert.
Fritz Berger gibt zu, dass es einem alleinstehenden Mann guttut, wenn wieder Leben ins Haus kommt. Und er das Gefühl vermittelt bekommt, dass er gebraucht wird. Angst vor den anfangs fremden Menschen habe er "nie" gehabt. Mehr Respekt. Für deren Mut, sich auf diese nicht enden wollende Odyssee zu begeben. Dankbar ist er auch, dass ihn seine Nachbarn unterstützen. "Es gab viel Zustimmung. Das ist erfreulich. Einige haben mir auch ihre Hilfe angeboten."
Kein Wohngeld
Und dann bittet Berger inständig, dass seine jungen Leute nicht so lange auf die Erledigung ihres Asylantrags warten müssen. "Gut, sie können gerne bis zur Entscheidung bei mir wohnen. Aber das sind doch Menschen, die wollen arbeiten, die wollen was tun, die wollen nicht zur Untätigkeit verdammt sein."
Kommentare