Helfen statt wegwerfen: Bäcker spendet 120 Flüchtlingen Brot

Für ihr soziales Engagement wurden Bettina und Andreas Raschbauer vom Land Niederösterreich mit dem „Henri“ geehrt
Ein Bäckermeister ist jeden Tag ab 3.30 Uhr Früh unterwegs, um Flüchtlingsheime zu besuchen.

"Wir wollten helfen, also haben wir überlegt, was wir tun können", erzählt Andreas Raschbauer, der gemeinsam mit seiner Frau Bettina die Landbäckerei Raschbauer in Ollern (Bezirk Tulln) betreibt. Mit helfen meint er die vielen Flüchtlinge, die tagtäglich von ihm, seiner Frau und Markus Eichinger, der Nacht für Nacht in der Backstube steht, mit Brot und Gebäck versorgt werden. Für ihr Engagement wurde der Betrieb nun mit dem Henri – dem Freiwilligenpreis des Landes – geehrt. Über die Auszeichnung haben sie sich sehr gefreut: "Wir wurden vom Roten Kreuz Tulln nominiert. Als wir erfahren haben, dass wir gewonnen haben, waren wir total überrascht", sagt Bettina Raschbauer. "Es freut uns unheimlich und ist eine tolle Anerkennung", meint ihr Mann.

Begonnen hat alles im August/September 2015. Damals sind die ersten Flüchtlinge nach Tulln gekommen und es wurden Freiwillige gesucht, die helfen", erzählt Bettina Raschbauer. "Also haben wir überlegt, was wir tun können. Und schnell wurde klar: wir können Brot und Gebäck spenden", ergänzt Andreas Raschbauer. Seither ist der Bäckermeister jeden Morgen ab 3.30 Uhr unterwegs, um auch in die Flüchtlingsunterkünfte in Tulln und Umgebung zu liefern. 120 Personen kommen so zu einem Frühstück und für die Kinder bleibt auch noch eine Jause für die Schule übrig. "Es ist das Mindeste, was wir tun können. Bei uns bleibt jeden Tag so viel übrig. Es wäre einfach schade, wenn die Lebensmittel im Müll landen würden. So tun wir Gutes und es kostet nicht einmal etwas", sind sich die beiden einig. Die Landbäckerei Raschbauer ist ein Traditionsbetrieb. "

In fünfter Generation

Seit 1833 gibt es in diesem Haus eine Backstube. Wir führen die Bäckerei nun in fünfter Generation", sagt Andreas Raschbauer. Dabei war es ungewiss, ob er – als einziger Sohn – in die Fußstapfen seines Vaters treten wird können, denn "ich hatte in der Schulzeit eine Mehlstauballergie". Mit Hilfe einer Injektionstherapie wurden die Symptome zwar gelindert, verschwunden seien sie aber nicht. Raschbauer leidet an Bäckerasthma. "Ich kann nicht lange in der Backstube sein. Unser Bäcker Markus Eichinger steht deshalb jede Nacht von 21.30 bis sechs Uhr früh in der Backstube. Und das mittlerweile seit 25 Jahren."

Ob der Familienbetrieb auch in nächster Generation noch bestehen wird, ist offen. "Wir sind eine Patchworkfamilie. Meine Kinder haben derzeit kein Interesse daran. Vor allem wegen der Nachtarbeit", sagt Andreas Raschbauer. Generell sei es nicht leicht, als Kleinunternehmer sich gegen die großen Handelsketten durchzusetzen. Früher seien noch fünf Bäcker in der Stube gestanden, heute ist einer. "Die Supermärkte mit ihren Backstuben sind eine große Konkurrenz. Da ist es fast unmöglich mitzuhalten."

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