Heer: Aufstand gegen neue Tiefkühl-Kost

Heer: Aufstand gegen neue Tiefkühl-Kost
Eine Zentralküche in Wr. Neustadt soll alle Soldaten bekochen. Politiker und auch Offiziere kritisieren die Minister-Pläne.

Ohne Mampf kein Kampf: Das Essen spielt bei den Armeen seit jeher eine wichtige Rolle. Sind die Mahlzeiten gut, dann steigt auch die Motivation der Soldaten. In Niederösterreich plant das Verteidigungsministerium nun einen radikalen Schnitt. Ab November 2011 wird das Küchensystem völlig umgekrempelt. Die neue Zauberformel heißt "Cook & Chill" (Kochen und Kühlen).

Künftig soll den Soldaten eine Komponenten-Verpflegung serviert werden. In der Kaserne Wiener Neustadt werden die Speisen gegart, verpackt und anschließend tiefgefroren. Zwei Mal pro Woche brausen die Lkw dann los und bringen die Verpflegung in die nö. Kasernen. Die Fahrten - pro Jahr sollen bis zu 780.000 Kilometer zusammenkommen - werden von privaten Firmen organisiert. Die heereseigenen Lkw bleiben in der Garage. In den Kasernen muss die Tiefkühl-Kost nur noch aufgewärmt werden.

Das "Cook & Chill"-Verfahren, das schon seit längerem in Wien oder auch Kärnten läuft, ist vor allem eines: günstig. "Bis jetzt kostet eine Portion um die zehn Euro, künftig werden uns sieben Euro verrechnet. Das ist fast um ein Drittel billiger", sagt Ministeriumssprecherin Ute Axmann. Die Gefahr, dass viele Küchenmitarbeiter mit der Umstellung ihren Job verlieren könnten, sieht Axmann nicht. "Es wird Umstrukturierungen geben, aber es wird niemand auf der Straße stehen."

Bei der Truppe sorgt die Aufwärmkost schon jetzt für Aufregung. Ein hochrangiger Offizier bringt die Sorgen auf den Punkt. Er befürchtet, dass es im Krisenfall Probleme mit der Versorgung geben könnte. "Soldaten müssen immer üben. Wenn man aber das Kochen verlernt, wer soll dann diesen Job übernehmen?" ÖVP-Bundesrätin Martina Diesner-Wais sorgt sich ebenfalls um die regionalen Soldatenküchen. Alleine im Waldviertel stehen zehn Arbeitsplätze auf dem Spiel. Und nicht nur das. "Regionale Betriebe verlieren einen ihrer wichtigsten Abnehmer, wenn das Essen tiefgekühlt aus Wiener Neustadt angeliefert wird. Nur die Truppenküche in Allentsteig hat im Vorjahr um mehr als 516.000 Euro eingekauft", sagt Diesner-Wais. Für die Soldaten am Truppenübungsplatz im Bezirk Zwettl müssten rund 91.000 Frühstücksportionen, mehr als 120.000 Mittagessen und fast 94.000 Abendessen pro Jahr angeliefert werden. Die Zahlen zitiert Diesner-Wais aus einem militärischen Bericht des Vorjahres.

Arbeitsplätze

"Es kann doch nicht sein, dass dafür wieder viel mehr Lastwagen durch Niederösterreich fahren müssen", ärgert sich die Politikerin über die Heerespläne zur Zentralküche in Wiener Neustadt. "Die Küche in Allentsteig wird sehr gut angenommen. Wieso soll man daran etwas ändern", fragt Diesner-Wais. Für das Waldviertel sei es nicht zielführend, dass in einer ohnehin schon strukturschwachen Region weitere Arbeitsplätze verloren gehen. Diesner-Wais kann sich nur eine Lösung vorstellen: "Eine Soldatenküche pro Landesviertel soll die Verpflegung übernehmen."

Auf Landesebene ist die Kritik längst angekommen. ÖVP und FPÖ stimmten im Landtag gegen die Küchenumstellung. "Wir brauchen eine Heeresreform und keine Küchenreform", poltert beispielsweise VP-Manager Gerhard Karner.

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