Gulasch mit großer Kleinkunst

Mautshaus-Chefin Edda Mayer-Welley
In Mödling versorgt Edda Mayer-Welley Hungrige mit Hausmannskost und Kultur.

"Unsere Spezialitäten sind, was Gott verboten hat", sagt Edda Mayer-Welley, nippt an ihrem Filterkaffee – den trinkt sie täglich – und lacht. Doch tatsächlich hat sie recht. Das Mautwirtshaus in der Mödlinger Fußgängerzone gilt als Institution. An einem schönen Sommertag füllt sich schon am Vormittag der Gastgarten vor dem Lokal mit Hungrigen, am Abend locken öfters bekannte Künstler Gäste aus der ganzen Region in die im Keller befindliche Bühne Mayer. Roland Düringer, Joesi Prokopetz und Erika Pluhar traten hier schon auf, 5/8erl in Ehr’n und Voodoo Jürgens spielten, demnächst stehen Hans Theessink & Terry Evans auf der Bühne.

1647 wurde das "Mauts", wie es gerne genannt wird, erstmals urkundlich erwähnt, bald übernahm es die Mayer-Dynastie. "Das Besondere bei uns ist, dass sich jeder wohlfühlen kann. Und über allem steht das gute Essen. Das ist uns wichtig, dass gut gekocht wird zu fairen Preisen", sagt Chefin Mayer-Welley, die das Wirtshaus mit 24 Jahren übernahm und seit dem plötzlichen Tod ihres Vaters Franz Josef Mayer 2003 auch die Kleinkunstbühne führt. "Da ist mir nichts anderes übrig geblieben", sagt sie. Nicht, dass sie die Entscheidung bereuen würde. Doch eigentlich hatte Mayer-Welley eine Ausbildung zur Volksschullehrerin absolvierte. In die Gastronomie sei sie "spontan hereingestolpert", eigentlich hätte ihre ältere Schwester das Wirtshaus übernehmen sollen.

An einem guten Tag verlassen 200 Speisen die Küche. 18 Mitarbeiter kümmern sich um die Gäste. Auf der Karte findet sich Hausmannskost – Gulasch, Schnitzel, Leber, auch Veganes. Mayer-Welleys Mann versorgt als Jäger das Wirtshaus mit Wild. Fasan und Hase werden schon bald auf der Speisekarte stehen.

Viele Rezepte wurden über Generationen weitergegeben. Der Dauerbrenner aber ist das Gulasch, das Mayer-Welley genauso wie ihre ungarische Großmutter zubereitet. Das hat einst sogar Wiens Bürgermeister Michael Häupl und NÖ-Altlandeshauptmann Erwin Pröll an einem Tisch im "Mauts" zusammengebracht.

Das Wirtshaus versteht sich in jeder Hinsicht als Nahversorger – im kulinarischen wie im kulturellen Sinn. "Wir wollen, dass die Leute die Chance haben, Kunst zu erleben, ohne in die Stadt pilgern zu müssen", sagt Mayer-Welley. "Und viele Künstler sagen, es ist so schnuckelig bei uns." Ihren Anfang nahm die Kleinkunstbühne 1968 im Fasching. Im heutigen Nichtraucherstüberl mit der urigen Holztäfelung ließ Franz Josef Mayer eine Bühne errichten, um die Hausgäste zu unterhalten. "Das war die Initialzündung."

Tradition erhalten

Doch ganz praktikabel war das nicht. Gäste und Künstler störten sich immer wieder gegenseitig, also ließ Mayer 1990 im Zuge einer Renovierung im Keller eine Bühne mit 120 Sitzplätzen errichten. Seither gibt es regelmäßig Kabarett, Konzerte und auch Angebote für Kinder. "Wir versuchen auch Modernes wie Wiener Blond. Zu den ganzen ‚FM4-Sachen‘ kommen auch die Jungen", sagt Mayer-Welley, die auch den Verein der Bühnenwirtshäuser gegründet hat, um die Tradition der Kleinkunst aufrecht zu erhalten.

Da trifft es sich hervorragend, dass gutes Essen und gutes Theater bzw. Kabarett Hand in Hand gehen. So haben im "Mauts" auch viele Künstler gespeist. Schauspieler Heinz Marecek lobte im Gästebuch das – wie könnte es anders sein – hervorragende Gulasch, Wienerlied-Sänger und Maler Karl Hodina verewigte sich mit einer Zeichnung. Bald schon, überlegt Mayer-Welley, soll es ein neues Gästebuch geben.

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