Grundwasser-See mit Pestiziden verseucht

Kwizda-Agro-Zentrale, Protestmarsch gegen Kwizda
Der Skandal schlägt neuerlich hohe Wellen. Bei Proben wurden neue Giftstoffe entdeckt.

Die Grundwasser-Verseuchung im Korneuburger Becken vor den Toren Wiens durch den Spritzmittelhersteller Kwizda-Agro erreicht immer größere Ausmaße. Bei einer neuerlichen Untersuchung von Wasserproben wurden weitere Zerfallsprodukte (fachsprachlich Metaboliten genannt) von Herbiziden und Pestiziden gefunden. „Wir gehen einmal ursprünglich davon aus, dass die meisten Substanzen von Kwizda stammen“, sagt Umweltchemiker Werner Wruss, der seit dem Vorjahr mit einer Sanierung der Umweltbombe beschäftigt ist.

Der gesamte Grundwasserstrom muss in den nächsten Jahren mit Kohlefilteranlagen aufwendig gereinigt werden. Nach derzeitigem Stand der Analysen haben sich die Gifte, die jahrelang aus den Abwassertanks der Firma Kwizda-Agro am nördlichen Stadtrand von Korneuburg in den Untergrund gelangt sind, auf einer Fläche von rund vier Quadratkilometern bis knapp vor die Langenzersdorfer Gemeindegrenze ausgedehnt. Um die Ausbreitung der Vergiftungsfahne in Richtung „Wiener Pforte“ zu verhindern, wird seit drei Monaten das gering verunreinigte Grundwasser abgepumpt und in die Donau eingeleitet.

Entsorgung in Donau

Umweltschutzorganisationen protestieren seit Monaten massiv gegen die Einleitung. Kein Wunder: In den vergangenen Monaten wurden so mehrere Kilogramm Clopyralid und Thiamethoxam in der Donau zum Nulltarif entsorgt. Bei einem der neu entdeckten Metaboliten handelt es sich laut Wruss „um eine chlorierte Substanz“ dessen Ausgangsprodukt noch völlig rätselhaft ist.

Vom Spritzmittelhersteller Kwizda ist bekannt, dass in der Vergangenheit rund 120 verschiedene Gifte zu Spritzmittel aller Art aufbereitet und gemixt wurden. Demnach könnten aber noch weitere hundert Zerfallsprodukte der Einzelgifte im Grundwasser gelöst sein. Parallel zur Ableitung des Wassers läuft ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Korneuburg.

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