Gewaltfantasien vor Angriff auf Bruder

Gewaltfantasien vor Angriff auf Bruder
Mehr als zehn Messerstiche auf 17-jährigen Schulsprecher. Er schwebt nach einer Notoperation weiter in Lebensgefahr.

Weder Ermittler noch die Familie haben eine Erklärung, was in den 16-Jährigen Burschen gefahren sein könnte, als er am Mittwoch seinen um eineinhalb Jahre älteren Bruder ohne Vorwarnung im Wohnhaus in Matzendorf-Hölles niedergestochen haben soll. Michael (17) kämpft auf der Intensivstation des SMZ-Ost in Wien um sein Leben. Die Notoperation sei zwar erfolgreich verlaufen, Komplikationen können aber bei derart schweren Verletzungen nicht ausgeschlossen werden. Einer der Messerstiche hat sich in die Lunge des Opfers gebohrt.

Plötzliche Attacke

Es war Mittwoch gegen 13.30 Uhr, als Michael laut Polizeisprecher Johann Baumschlager von der Schule in Wiener Neustadt nach Hause kam. Weil sein um eineinhalb Jahre jüngerer Bruder derzeit eine Arbeit sucht, war dieser zu dem Zeitpunkt zu Hause. Den Ermittlungen der Mordkommission zufolge soll der Jüngere ein Klappmesser genommen und völlig kommentarlos mehr als zehn Mal auf seinen Bruder eingestochen haben – und zwar in den Rücken sowie in den Bauch. "Der Schwerverletzte konnte sich dann losreißen. Er lief ins Freie vor das Haus und hat dort um Hilfe geschrien", so Baumschlager.

Während Nachbarn auf die Hilferufe von Michael aufmerksam wurden, ergriff der mutmaßliche Täter die Flucht. Den Tatortspuren nach zu schließen, sprang er durch ein Fenster im Dachgeschoß, wobei das Insektenschutzgitter zerrissen wurde. Auf dem Dach fand sich Blut, das der Angreifer von der Tat an den Händen gehabt haben dürfte. Indes lief die Rettungskette für den Schwerverletzten an. Der ÖAMTC-Notarzthubschrauber "Christophorus 3" flog den 17-Jährigen nach der Erstversorgung in lebensbedrohlichem Zustand ins SMZ-Ost.

Anwalt abgelehnt

Währenddessen kehrte sein Bruder an den Tatort zurück und stellte sich der Polizei. Bei der Einvernahme durch die Mordermittler des nö. Landeskriminalamtes verzichtete der dringend Tatverdächtige auf einen Anwalt. "Zum Motiv machte er keine Angaben. Er sprach jedoch von psychischen Problemen die er seit längerer Zeit habe und über die er niemanden in Kenntnis gesetzt hat. Auch seine Familie nicht", erklärt der Leiter der Mordgruppe, Chefinspektor Leopold Etz.

Laut Landespolizeidirektion habe der Verdächtige ausgesagt, schon längere Zeit Gewaltfantasien zu haben. Er wurde am Donnerstag in die Justizanstalt Wiener Neustadt überstellt. Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft, Erich Habitzl, wird wegen Verdachts des versuchten Mordes gegen den 16-Jährigen ermittelt. Es wurde Untersuchungshaft beantragt.

An der Schule des Opfers ist man am Donnerstag fassungslos und bestürzt über die Bluttat. "Die Stimmung ist natürlich dementsprechend. Er ist Schulsprecher und ein äußert beliebter und geschätzter Schüler", spricht der Direktor des Bundesgymnasium Zehnergasse, Werner Schwarz, in höchsten Tönen von dem 17-Jährigen. Der Bursche befindet sich gerade in der 8. Klasse wenige Wochen vor der Matura. "Wir wünschen ihm das Allerbeste und hoffen, dass er bald wieder völlig gesund zurück kommt", so Schwarz.

Sein jüngerer Bruder soll die Schule hingeschmissen und nach dem Polytechnikum keinen Job mehr gefunden haben.

Gewaltszenen im Kopf

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