Geniale Thermik am Spitzerberg

Begehrte Blaufränkisch-Lage am Ostrand von Carnuntum ist am Weg zum "Grand Cru" - vier Winzer versuchen sich als Wegbereiter.

Die Spitzerberg-Winzer wollen nicht die erfolgreichen Blaufränkischen aus dem Mittelburgenland kopieren, sie setzen auf eine neue - für viele ungewohnte - Stilistik. Nicht stoffig und opulent soll er sein, sondern schlank und mineralisch. 15 Winzer wollen die Marke Spitzerberg etablieren, weshalb sie sich strenge Qualitätsmaßstäbe auferlegten. Nur vier Weine des Jahrgangs 2006 dürfen die Bezeichnung Spitzerberg tragen. Sie stammen von den Weingütern Dietrich, Pelzmann, Trapl und Muhr-van der Niepoort.

Warum ist Spitzerberg so gefragt?

Der Spitzerberg stellt für die warmen und trockenen Luftmassen, die aus der ungarisch-pannonischen Ebene Richtung Norden ziehen, die erste Erhebung dar, an dessen Südhang die Luft nach oben strömt. Nicht nur den Segelfliegern nützt diese geniale Thermik, sondern auch den Weinreben, die seit vielen Jahrhunderten hier wachsen.

Geologisch gehört das Massiv der Hundsheimer Berge, dessen östlichster Teil der Spitzerberg darstellt, bereits zu den Kleinen Karpaten. Der Boden besteht aus kargem Kalk. Teilweise ist er mit sehr geringer Humusauflage bedeckt, stellenweise findet man Schiefereinschlüsse, am Fuße des Berges abgeschwemmte Sande und zwischendurch auch schotterige Stellen.

Spitzerberg-Charakteristik

Die unverwechselbare Stilistik stammt vom dominanten Kalkboden und präsentiert sehr feine, floral-mineralische Aromen, Eleganz am Gaumen, mit engmaschigen Tanninen, die gemeinsam mit einer sehr präsenten Säure eine wohltuend erfrischende Performance ergeben. Schon vor hundert Jahren und mehr, zählten die roten "Spitzerberger" zu den anerkanntesten und teuersten Rotweinen Österreichs.

Die fantastischen Vier

Spitzerberg 2006 von Christian Dietrich aus Prellenkirchen: Verhaltene fruchtige Aromen, mit einem Hauch Hagebutte, runde Tannine, saftig und zugänglich, kühle, hellbeerige Frucht, fast zu brav.

Spitzerberg 2006 vom Weingut Horst Pelzmann aus Berg: In der Nase attraktive Aromen von Kirsche und Cassis, kühl und hellbeerig. Am Gaumen schöne Würze und typische Spitzerberg-Mineralik. Schlanke und präzise Struktur, runde Tannine und eine Erinnerung an Mon Cherie.

Spitzerberg 2006 vom Weingut Trapl aus Stixneusiedl: Dem jungen Johannes Trapl ist es in den letzten Jahren vortrefflich gelungen, einen gewissen Kult um seine Spitzerberg-Edelkreszenzen aufzubauen. In der Stilistik hat er sich von populärer Opulenz zu anspruchsvoller Eleganz entwickelt. Sein 2006er hat viel eigenständigen Charakter mit kerniger Mineralik, wodurch er fast salzig wirkt. Ein spannender Wein mit nachhaltiger Tanninstruktur, enormer Länge und viel Potzenzial. Eine großartige Schöpfung, die allerdings nicht selbsterklärend ist und volle Aufmerksamkeit verlangt.

Spitzerberg 2006 vom Weingut Muhr-van der Niepoort in Rohrau: Die Wein-PR-Expertin und der portugiesische Topwinzer sind für den zweiten Frühling des Spitzerberges hauptverantwortlich - Ihr Spitzerberg weist einladende Kirsch-Aromen auf und besticht am Gaumen durch engmaschige Tanninstruktur. Markante Mineralik, rustikale Würze, Pfeffer und Kaffee machen ihn sehr spannend. Ein großer Wein.

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