Anrainer fühlen sich „im Stich“ gelassen

Gelsen Marchegg
Marchegg erlebt zurzeit die schlimmste Gelsenplage seit Jahrzehnten. Ein Naturschutzgebiet verhindert die Bekämpfung.

Dass nach dem Hochwasser die Gelsen kommen, wusste man im Osten Niederösterreichs schon lange. Dass man den Blutsaugern hilflos ausgesetzt ist, wird den Anrainern aber erst jetzt schmerzlich bewusst: Die Gelsen kommen in „Schwärmen“, auch tagsüber. Die Anwohner fühlen sich wie „eingesperrt in einem Käfig.“

Eigentlich sollte der Einsatz des biologischen Gelsengifts B.t.i. (Ein Bakterium das die Larven abtötet) die Problematik entlang der March- und Thaya-Auen in den Griff bekommen. In der 3600 Einwohnergemeinde Marchegg, ist von den Regulierungsmaßnahmen aber nichts zu spüren.

Anrainer fühlen sich „im Stich“ gelassen
Gemeindemitarbeiter bei der Ausbringung des biologischen Gelsenregulierungsmittels
Zwar wurde das Gift medienwirksam per Hubschrauber verteilt, Bürgermeister Gernot Haupt kennt aber das eigentliche Problem: „Das B.t.i. würde helfen, wir dürfen aber nur zehn Prozent, der mit Gelsenlarven verseuchten Fläche damit behandeln. Der Rest ist Naturschutzgebiet.“ Schuld sei die Naturschutzorganisation WWF, die sich gegen den großflächigen Einsatz des biologischen Gifts wehrt.

Das Land NÖ steht in diesem Punkt hinter den Naturschützern: „Wir haben die Situation erkannt, aber uns sind die Hände gebunden. Es ist schwierig, Ausnahmegenehmigungen in Naturschutzgebieten zu erwirken. Außerdem handelt es sich um ein vergleichsweise kleines Teilgebiet. Für die Region ist der Naturschutz einfach wichtiger“, erklärt Martin Tschulik, Leiter der Abteilung Naturschutz des Landes NÖ, auf eine KURIER-Anfrage.

Giftige Selbsthilfe

Während man sich seitens der Behörden ratlos und naturbewusst gibt, kämpfen die Betroffenen mit eigenen Mitteln. „Wir kaufen Gift und sprühen es regelmäßig in unserem Garten“, erzählt Karin Baca.

Anrainer fühlen sich „im Stich“ gelassen
Apotheker Otto Teply , berichtet von verzweifelten Kunden: „Mehrmals täglich kommen Menschen mit extrem angeschwollenen Stichen und allergischen Reaktionen. Die Gelsen übertragen auch Krankheitserreger, das wird oft unterschätzt.“

Dass die notwendige Selbsthilfe mit gesundheitsgefährdenden Giften nicht im Sinne des Naturschutzes ist, steht fest. Warum die Verantwortlichen nicht reagieren, verstehen die Betroffenen deshalb nicht.

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