Geldkoffer mit Blüten statt Gewinn

Symbolbild.
Vorsicht Falle: Hinter Hauskäufern stecken mitunter geschickte Betrüger, die Opfer mit tollen Zusatzgeschäften ködern.

Mir kam komisch vor, dass ein Käufer meines Hauses unbedingt zuerst wissen will, was ich beruflich mache." Kurz nachdem eine Niederösterreicherin jüngst im Internet ihr Haus zum Verkauf inseriert hatte, erhielt sie dubiose Anrufe. Offensichtliche Betrüger, auf der Suche nach einem gutgläubigen Opfer.

"Villa im Grünen, 300m2, 420.000 Euro" – so hatte Sladjana D. ihr Haus im südlichen Niederösterreich angepriesen. Der erster Anrufer erklärte in gebrochenem Deutsch, er suche für einen indischen Investor eine Immobilie. Dann stellte der Mann, angeblich in Rom aufhältig, viele Fragen, die mit dem Hauskauf wenig zu tun hatten.

Ähnlich verhielt sich ein zweiter "Interessent": Ein in Spanien weilender Araber, der für "einen arabischen Investor ein Einfamilienhaus in Österreich kaufen will". Beide Gespräche wurden abrupt abgebrochen, nachdem "ich gefragt habe, warum sie das alles wissen wollen".

Nebengeschäfte

"Das waren typische Anbahnungsgespräche", sagt Claus Kahn aus der Abteilung für Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt (BK). "Rip Deal" (englisch: entreißen, Handel) – so werden Fälle genannt, bei denen Betrüger ihren Opfern meist ein Devisen-, Geldwechselgeschäft anbieten – mit vermeintlich sagenhafter Rendite.

Die Immobilie – wahlweise auch angebotene Brillanten, teure Uhren, Gemälde – interessiert dabei gar nicht. Diese dient nur als Vorwand, um mit möglichen Opfern in Kontakt zu treten, sie mit geheucheltem Kaufinteresse zu ködern. Nach einem ersten Gespräch heißt es, man müsse sich im Ausland treffen – bevorzugt in Italien, Holland, Belgien. Der Käufer könne hierzulande nicht selbst erscheinen. „Die Täter sind Überzeugungskünstler, bauen mit allen Mitteln Vertrauen auf“, sagt Kahn. Mitunter besichtigt ein Mittelsmann tatsächlich das Haus.

Beim Treffen im noblen Mailänder Hotel wird plötzlich ein "Deal", ein Nebengeschäft, angeboten. Typisch: Ein Freund habe 500-Euro-Noten im Wert von 250.000 Euro, könne diese aber aus irgendwelchen Gründen nicht umwechseln. Man möge 50er, 100er-Scheine um 200.000 Euro bringen, dann tausche man aus. Kahn: "Hier verdrängt bei Opfern leider oft die Gier den Hausverstand."

Beim nächsten Treffen herrscht hektisches Treiben. Die Geldkoffer werden schnell getauscht, ein Termin bei einem Notar ausgemacht, bei dem man das restliche Geschäft abwickle. Dort erscheint keiner mehr – und im Aktenkoffer finden sich neben ein paar echten Tarn-500ern lauter ungültige Geldnoten mit dem Aufdruck "Facsimilie". Deren Besitz ist in Italien nicht strafbar.

"Es gibt natürlich viele Variationen", erklärt Kahn. In einigen Fällen wurde Opfern das Geld mit Gewalt abgenommen. Neueste Methoden: Ein Privatmann bietet Menschen, die verzweifelt nach einem Kredit suchen, einen solchen an. Zuvor muss jedoch ein Betrag in bar bezahlt werden.

Für Sladjana D. ist eines klar: "Ich würde nicht im Traum auf die Idee kommen, zum Hausverkauf nach Italien zu fahren."

Kommentare