Gefährliches Treffen auf der Westbahn

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Bei der Privatbahn "bewegten sich Türen", als der ÖBB-Railjet mit Tempo 230 vorbeidonnerte.

Das Treffen zwischen einem ÖBB-Railjet und einer Garnitur der Westbahn bei Höchstgeschwindigkeit endete am Sonntag zu Mittag in einem Tunnel im Tullnerfeld (NÖ) mit zwei fast ausgerissenen Türen. Laut Insidern sei zumindest eine der Türen auf der Garnitur der Westbahn nur noch an einem Verriegelungszapfen festgehangen. Stand also bereits am ersten Tag der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke nur ein kleines Metallstück zwischen einem harmlosen Zwischenfall und einem Unglück im Tunnel? Schließlich hätten umher fliegende Türen bei dieser Geschwindigkeit schwere Beschädigungen an beiden Zügen verursachen können.

"Bewegung an Türen"

Von Seiten der Westbahn wurde der Vorfall zunächst vehement bestritten. Bei einer zweiten KURIER-Anfrage eine Stunde später versuchte Manfred Mader, Sprecher der Westbahn zu beschwichtigen: „Es hat nur leichte Bewegungen an zwei Türen gegeben. Wenn jemand von Beschädigungen spricht, werden wir das einklagen“, betonte er.

In einschlägigen Bahn-Internetforen wird allerdings bereits seit Ende November über mögliche Gefahren bei den Türen der privaten Westbahn-Garnituren diskutiert. Der Grund dafür sei, dass die Westbahnzüge als Nahverkehrszüge konzipiert wurden und deshalb in der Schweiz auch nur maximal mit Tempo 160 fahren dürfen. Die Westbahn bestätigte, dass es bereits zuvor in einem Tunnel einen Vorfall mit den Eingangstüren gegeben habe.

Im Verkehrsministerium erfuhr man am späten Montag Nachmittag erst durch KURIER-Recherchen von dem Vorfall nahe der niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten. Die Westbahn hat sich deshalb bisher nur eine freiwillige Selbstbeschränkung von 160 km/h in dem Abschnitt im Tullnerfeld auferlegt. Laut dem Pressesprecher habe sich der Vorfall nicht, wie zunächst kolportiert, im Wienerwaldtunnel, sondern in einem kleineren Tunnel davor ereignet.

„Noch in der Nacht auf Dienstag werden jedenfalls Vorkehrungen auf allen Zügen getroffen, um so etwas künftig zu verhindern“, sagt Mader. Danach wolle man wieder mit 200 km/h fahren. Ansonsten würde das Problem rund eine Minute 20 Sekunden an Fahrtzeit kosten, heißt es offiziell. Insider sprachen von drei bis sieben Minuten Verzögerungen.

"Luftverwirbelungen"

Die Westbahn fordert nun aber auch eine Überprüfung der Railjets, ob diese möglicherweise „irreguläre Luftverwirbelungen“ verursachen würden. Bei der ÖBB kann man solche Vorwürfe nicht nachvollziehen: „Bei 230 km/h verursacht der Railjet einen ganz normalen Fahrtwind. Sonst müsste es ja auch einige beschädigte Güter- und Nahverkehrszüge geben“, sagt Sprecherin Sonja Horner. „Unsere Züge sind umfangreich getestet und erfüllen alle Normen.“

Schadenfreude wäre bei der ÖBB aber unangebracht. Auf der Südstrecke darf der Railjet derzeit zwischen Eichberg und Semmering auch nur maximal 50 bis 60 km/h fahren. Die Ursache sind mögliche Probleme wegen den starken Neigungen.

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