Fundamentalistische Katholiken gegen Stupa

Fundamentalistische Katholiken gegen Stupa
Christliche Nächsten-Hiebe: Die Stupa-Gegner wollen unbedingt ein buddhistisches Denkmal im Waldviertel verhindern. Am Sonntag wird das Volk befragt.

Wuchtiger als in jedem Wahlkampf prasselt derzeit ein Hagel von Postwürfen auf die Bewohner der kleinen Stadt Gföhl im Waldviertel ein. Es geht nicht um einen neuen Gemeinderat, sondern um den Bau eines 30 Meter hohen buddhistischen Denkmals – Stupa genannt – am Stadtrand. Der soll dort entstehen, weil ein Mönch den Platz als passend erspürte.

Selbst ernannte Hüter des Christentums aus vielen Teilen Österreichs wollen in einer wilden Kampagne mit teilweise diffamierenden oder schlicht falschen Aussagen erreichen, dass sich Gföhl am Sonntag in einer Volksbefragung gegen den Bau entscheidet. Aber auch einzelne Einheimische tun ihre Ablehnung schriftlich kund. Dabei steht ein kleineres Stupa-Exemplar seit 27 Jahren in Wien am Donauufer.

Von der Hausfrau bis zur Piusbruderschaft, von einer Initiative mit Sitz in Oberösterreich, die der verstorbene Pornojäger Martin Humer gegründet hat, bis zu anonymen Sendern reicht die Palette derer, die aussenden.

„Da gibt es teilweise schlimme Diffamierungen. Auf dieses Niveau begeben wir uns nicht. Wir haben sachlich informiert. Rufen die Bürger auf, sich zu entscheiden und zahlreich die Volksbefragung zu nutzen“, sagt Bürgermeister Karl Simlinger und appelliert an die Vernunft der Menschen.

Bischof Küng

Selbst der St. Pöltener Diözesanbischof Klaus Küng nimmt – nach einem ersten Interview im KURIER – in der eigenen Diözesan-Zeitung „Kirche bunt“ erneut Stellung: Es fehle an Transparenz. Beim Projekt gehe es um einen Tempel mit angebautem Kloster, das sei kein Friedensdenkmal. „Wenn ich gefragt worden wäre, ich hätte den Bau eines Stupas in Gföhl sicher nicht befürwortet“, betont Küng.

Anton Rohrmoser, Leiter des Bildungszentrums Gföhl und bekennender Christ, ist entsetzt darüber, dass Küng gegen den Stupabau Partei ergreift: „Wenn der Bischof sich nicht an die Richtlinien der Kirche und des Konzils hält, darf er sich nicht wundern, wenn ihm die Leute davonrennen.“

Die Piusbruderschaft, die sich nahe Gföhl angesiedelt hat, bemüht sich vor der Abstimmung ganz besonders, die Entscheidung zu einer religiös motivierten zu machen: Die erzkonservative Gruppierung hat eine 27 Seiten starke Broschüre ausgeschickt. Ihr Distriktsoberer Helmut Trutt beschwört gar den „Stolz der katholischen Heimat“. „Was da an falschen Informationen und teilweise verletzenden Dingen passiert, ist wirklich bedenklich“, kommentiert Rohrmoser.

„In Aussendungen gibt es mehrfach Aussagen, die zu einer Klage berechtigen würden“, sagt Rechtsanwalt Alois Diem. Er berät die Wiener Lotos-Lindmayer-Stiftung, die den Bau unterstützt.

„Einige der Argumente, die da kommen, sind derart absurd, dass man gar nicht darauf eingehen kann. Ich hoffe, dass das eine Reinigung von dem Wahnsinn bringt, der da an die Oberfläche gespült wird. Christen werfen uns Missionierung vor, die wir gar nicht betreiben. Dabei gäbe es das Christentum in Europa und Asien ohne Mission gar nicht“, meint Gerhard Weißgrab, Vorstand der Buddhistischen Gesellschaft Österreichs.

www.stupa.at

Religion: 20.000 Buddhisten im Land

Zahlen Seit 1983 ist der Buddhismus als Religion in Österreich anerkannt. Offizielle Zahlen der Anhänger gibt es nicht. Man schätzt, dass 20.000 Buddhisten im Land leben. Eine enge Verbindung ergab sich durch die Freundschaft zwischen dem Dalai Lama und dem berühmten österreichischen Bergsteiger Heinrich Harrer, der 1946 Erzieher und Berater des geistlichen Oberhaupts der Tibeter wurde. Der Dalai Lama – er ist Friedensnobelpreisträger und war bis 2011 Leiter der tibetischen Exilregierung – ist oft in Österreich. Sogenannte Stupas, buddhistische Pagoden, gibt es in vielen Ländern Europas.

 

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