Fleischhauer vom alten Schlag

Traditionsbetrieb - Bei Alfred Anzböck gilt noch der alte Leitsatz: Ihr Fleischhauer machts persönlich. Doch auch er gehtbald in Pension.

Fleischhauer abseits der großen Ketten und der Supermärkte muss man in Wien schon mit der Lupe suchen. In der Westbahnstraße 39 wird man noch fündig.

In dem Geschäft im Stil der 70er-Jahre verkauft Alfred Anzböck seit 1980 Fleisch sowie feine Wurst- und Selchwaren. 29 Gold- und Silbermedaillen hat er schon eingefahren. Manches im Geschäft wirkt deutlich älter, kein Wunder - schon seit Kaisers Zeiten residiert hier ein Fleischhauer. Der 60-Jährige kommt aus einer Fleischhauer-Familie. Schon die Eltern hatten ein Geschäft in Neubau.

Technik

Rustikal ist es nur vorne, hinten, wo gearbeitet wird, ist es modern mit Nirosta-Blechen und Maschinen: "Die Technik hat uns viel Arbeit abgenommen. Als ich 1969 zur Meisterprüfung antrat, musste ich ein Rind allein schlagen (schlachten) und ohne Hilfsmittel in einer Stunde zerteilen."

Die Begabung liegt in der Familie. Tochter Andrea machte 1993 ihren Meister. Das Geschäft wird sie nicht übernehmen. Sie arbeitet in leitender Funktion bei einer Großfirma. Stütze des Geschäftes ist Anna Anzböck. Geheiratet wurde 1971. Sie schwärmt noch immer von den "heißen Würsteln wie sie frisch aus dem Kessel kommen."

Saumaisen, Blut- und Leberwurst, Schinken, Presswurst, Leberkäse, Frankfurter, Klobasse und vieles mehr macht der dreifache Großvater von Hand: "Qualität ist mir am Wichtigsten. So habe ich das schon in der Lehre in Sierndorf (NÖ) gelernt."

Gespickt und gerollt

Kundschaft und Ware haben sich verändert: "Man muss den Kunden die Arbeit abnehmen und küchenfertige Ware anbieten." Da wird geklopft, gespickt und Braten gerollt. Vorgeschnittene Wurststapel sucht man vergeblich. "Bei mir wird frisch geschnitten. Das ist eine Hygienefrage."

Vorbestellungen haben heute Seltenheitswert: "Früher kamen die Damen mit ihren Köchinnen und gab es kein Schulterscherzel, waren sie bös." Trotz 80-Stunden-Woche ernährt das Geschäft nur noch das Ehepaar: "Man kann als Fleischhauer heute nicht mehr reich werden."

Ende der 60er gab es am Siebenbrunnenplatz einen Fleischer, der 16 Mädchen hinter dem Tresen hatte. Wer den Fleischer vom alten Schlag erleben will, muss sich sputen. Ende 2009 gehen die Anzböcks in Pension.

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