Fall Kührer: Haftstrafe auf 20 Jahre heruntergesetzt

Michael Kollitsch wurde in erster Instanz zu lebenslanger Haft verurteilt. Das OLG Wien hat die Strafe nun herabgesetzt.
Verurteilter Wiener soll nur 20 Jahre statt lebenslang im Gefängnis verbringen.

Heimlich, still und leise und mit Verspätung erschien der verurteilte Mörder Michael Kollitsch am Freitag beim Oberlandesgericht. Der Arrestantenwagen hatte auf der Strecke gestreikt, ein neuer musste gerufen werden. Kollitsch wurde im September des Vorjahres im Landesgericht Korneuburg zu lebenslanger Haft wegen des Mordes an Julia Kührer verurteilt. Er berief gegen das Urteil.

Das Oberlandesgericht entschied nun: 20 Jahre Haft sind genug. „Das ist fast eine Sensation“, sagt sein Verteidiger Farid Rifaat. Er kritisierte vor Gericht in erster Linie, dass das Vorleben des ehemaligen Videothekenbesitzers in Pulkau, NÖ, zu sehr in die Strafbemessung eingeflossen sein. „Sein sexualisiertes Verhalten war nicht ok, aber das kann den ordentlichen Lebenswandel meines Mandanten nicht trüben“, sagt Rifaat.

Wie berichtet, fiel der 52-Jährige dadurch auf, nicht besonders schmeichelhaft mit Frauen umzugehen.Er hielt ihnen den Staubsauger an die Brust, forderte sie zu geschlechtlichen Handlungen auf. Das Oberlandesgericht folgte dieser Argumentation. Mildernd wirkte sich außerdem aus, dass seit dem Tatzeitpunkt sieben Jahre vergangen sind „und mein Mandant seither ein Wohlverhalten gezeigt hat.“

Kollitsch bestreitet noch immer, etwas mit dem Tod von Julia Kührer zu tun gehabt zu haben – die sterblichen Überreste des Mädchens waren im Keller seines Grundstücks gefunden worden.

Das Urteil habe er „sachlich und ruhig“ entgegen genommen.

Damit ist die Sache aber noch nicht gegessen. In Rifaats Auftrag ermitteln Detektive in der Sache. „Das ist noch im Laufen“, erklärt der Anwalt. Er strebt weiterhin eine Wiederaufnahme des Strafverfahrens an.

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