Ein Landeshauptmann für alle Fälle

Ein Landeshauptmann für alle Fälle
Erwin Pröll widmete sich am KURIER-Telefon den Sorgen und Anregungen der Bürger.

Menschen auf Jobsuche, Niederösterreicher mit Geldsorgen, Bürger mit Anliegen zu Infrastrukturprojekten: Wenn Landeshauptmann Erwin Pröll an der KURIER-Hotline Platz nimmt, hört das Telefon nicht zu klingeln auf. Ein Auszug.

„Hallo, hier Pröll!“, meldet er sich. „Spreche ich wirklich mit Ihnen?“: Eine Frau aus dem Weinviertel kann es kaum glauben, dass sie zum Landeshauptmann durchgedrungen ist. Gestern nahm sich Pröll wie jedes Jahr vor Weihnachten Zeit für die KURIER-Leser. Alle Anliegen werden bearbeitet, für manche gab es gleich eine Lösung.

„Ich könnte den Heizkostenzuschuss wirklich gut gebrauchen“, sagte der 60-jährige Hermann B. aus Wiener Neustadt. Doch: Er bekommt ihn nicht, weil bei der Bewertung seines Einkommens die Unterhaltskosten, die er seiner Ex-Frau zahlen muss, nicht berücksichtigt werden. Pröll möchte sich das Thema nun allgemein ansehen, aber nicht nur: „Wir überlegen uns etwas. Wir schauen, dass wir Ihnen helfen können.“ Name und Telefonnummer wurden notiert.

Wann der Ausbau der S 3 von Hollabrunn nach Guntersdorf kommt, wollte Helmut S. wissen. „Die Umweltverträglichkeitsprüfung läuft bereits“, sagt Pröll. Ab 2014 soll gebaut werden.

Jobsuche

Das Telefon klingelte weiter. Viele sind auf Jobsuche, für sich selbst oder für Verwandte. Pröll sprach ein allgemeines Problem an. „Alle sagen, wir sollen Beamte abbauen, auf der anderen Seite sollen wir viele aufnehmen.“ Wie den Sohn einer KURIER-Leserin. „Mein Sohn würde so gerne im Landespensionistenheim Raabs arbeiten“, erklärt sie. Er hatte mit erst 27 Jahren einen Schlaganfall. Jetzt ist er 33 Jahre alt. Pröll will sich die Causa ansehen.

Ein 49-Jähriger Mann, der einen Herzinfarkt erlitten hat, sucht beim Land einen Job – auch um seine Schulden tilgen zu können. Auch hier gab es die Zusage, sich mit dem Problem zu beschäftigen.

Eine ganz andere Bitte hat Martin G. aus dem Pulkautal. Er spricht einen Konflikt an: Zwischen umweltfreundlicher Energiegewinnung und Landschaftsbild. „Können Sie sich dafür einsetzen, dass nicht überall in Niederösterreich Windräder aufgestellt werden?“ Die Umgebung werde gestört. Es gebe Überlegungen, erklärte der Landeshauptmann, eine Art Raumordnungskonzept zu erstellen, „damit wir nicht die ganze Landschaft zupflastern.“ Auch um diese Konflikte zu minimieren.

Schließlich ging es um Grundsätzliches: „Die Korruption wird immer ärger“, beschwerte sich ein Mistelbacher. „Weil es immer mehr Gauner gibt“, sagt Pröll. Und weiter: „Wir brauchen ehrliche und vernünftige Leute in der Politik.“

Neue Studie stellt der Verwaltung ein gutes Zeugnis aus

1000 Menschen wurden befragt, das Ergebnis ist eindeutig: 88 Prozent der Niederösterreicher geben an, mit der Arbeit der Landesverwaltung zufrieden zu sein. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die gestern von Landesamtsdirektor Werner Seif, Marktforscher Rudolf Bretschneider und Landespersonalvertreter Hans Freiler präsentiert wurde.

„Diese Art der Imageanalyse wird seit 1988 regelmäßig durchgeführt. Insgesamt verzeichnet die Landesverwaltung pro Jahr 3,5 Millionen Bürgerkontakte“, informierte Seif. Mit dem Tempo der Verwaltung zeigten sich 90 Prozent zufrieden. „Ein sensationeller Wert“, sagte Bretschneider. Auch bei der Qualität der Auskünfte und Freundlichkeit der Mitarbeiter gab es beinahe keine Beanstandungen.

Entwicklungspotenzial gibt es beim Internetangebot des Landes. Dieses ist nur 44 Prozent der Befragten überhaupt bekannt und 66 Prozent bewerten es mit „gut bis mittel“. „Wenn es einen Bereich mit Verbesserungsmöglichkeiten gibt, dann ist es dieser“, meint Bretschneider. Es werde aber auch keine einfache Aufgabe sein,die guten Werte zu halten.

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