Dritte Piste: Aufmarsch der Gegner

Dritte Piste: Aufmarsch der Gegner
Flughafen-Wien-Vorstand Christoph Herbst gibt ein klares Bekenntnis zur neuen Piste ab. Demonstranten wettern gegen die "Lärmhölle".

Wie bestellt donnerten am Montag Flugzeuge im Minutentakt über das Schwechater Multiversum. "Wir wollen keine dritte Piste! Ruhe! Es reicht!", skandierten rund 100 Demonstranten zum Auftakt des öffentlichen Verfahrens zur Umweltverträglichkeitsprüfung. Für die nächsten acht Tage sind 144 Wortmeldungen angekündigt, allein 42 beschäftigen sich mit Lärmschutz. 36 Sachverständige sollen bis zum Jahresende die Eingaben prüfen, für Anfang 2012 wird mit einem erstinstanzlichen Bescheid gerechnet.

Der scheidende Interimschef der Flughafen Wien AG, Christoph Herbst, stellte klar, dass es "keine Alternative" zur dritten Piste gebe. Keine neue Start- und Landebahn wäre zwar "kein Genickbruch". Nur: Der Flughafen würde seine Rolle als Drehkreuz verlieren. "Welche Folgen das für die Region hätte, brauche ich nicht zu erläutern", mahnte Herbst.

Irrsinn

Dritte Piste: Aufmarsch der Gegner

Verhärtet sind die Fronten auch auf politischer Ebene: Während SPÖ und ÖVP in Wien und NÖ grundsätzlich hinter dem Projekt stehen, laufen Blau und Grün dagegen Sturm: "Die dritte Piste ist nicht notwendig", sagt Toni Mahdalik von der FP Wien. "Es ist zu befürchten, dass durch sie die Zahl der jährlichen Flugbewegungen von 240.000 auf 460.000 ansteigt. Hinsichtlich der Fluglärm-Belastung ist das ein Irrsinn."

Ähnlich argumentiert auch Rüdiger Maresch von den Wiener Grünen: "Wer angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung immer noch für eine dritte Piste eintritt, hat Augen und Ohren verschlossen." Wie die FPÖ fordert auch er als Alternative eine Kooperation mit dem Airport Bratislava.

Damit gehen die Grünen auf Konfrontationskurs mit ihrem roten Koalitionspartner: Für Gemeinderat Erich Valentin führt aus wirtschaftlichen Gründen kein Weg an dem Projekt vorbei.

Gleichzeitig unterstützt er die Forderung der Bürgerinitiativen, dass die Flugbewegungen über Wiener Stadtgeb iet reduziert werden sollen. Ähnlich auch die Wiener ÖVP: Deren Landesgeschäftsführer Alfred Hoch tritt für die dritte Piste ein, fordert aber, dass NÖ "einen fairen Anteil der Flugbewegungen" übernimmt.
Die nö. SPÖ weist auf die wichtige Rolle des Flughafens als Arbeitgeber hin. Gerhard Razborcan: "Es ist wichtig, darauf zu achten, ob der Ausbau wirklich notwendig ist."

Dritte Piste: Die Kosten liegen bei 1,8 Milliarden Euro

Ausbau Mit dem Bau der dritten Piste will der Flughafen Wien Kapazitätsengpässe vermeiden: Die zu erwartende Nachfrage im internationalen Flugverkehr könne mit dem bestehenden Zwei-Pisten-System nicht mehr bewältigt werden. Dies gelte vor allem für die Stoßzeiten.

Mediation Im Zusammenhang mit dem Vorhaben fand bereits zwischen 2000 und 2005 ein Mediationsverfahren mit rund 50 Vertragsparteien statt. Der Prozess wurde mit einem zivilrechtlichen Vertrag und der Errichtung eines Dialogforums abgeschlossen.

Kosten
Die Gesamtkosten für die Errichtung werden mit rund 1,8 Milliarden Euro angenommen. Wann mit dem Bau begonnen werden kann, ist derzeit noch völlig unklar. Mit einem UVP-Bescheid in erster Instanz wird jedenfalls mit Jahreswechsel gerechnet.

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