"Distanzloser" Lehrer vor Gericht

Ein Lehrer musste sich wegen fehlender Distanz zu seinen Schülern verantworten - Freispruch.

Der 32-jährige Wiener genoss das Vertrauen seiner Schüler. Er war auch außerhalb der Hauptschule im Bezirk Gänserndorf im Internet als "Chef der Finsternis" oder "Gott Michi" - so bezeichnete er sich selbst in diversen Netzwerken - für die Jugendlichen da.

Er stand ihnen auch bei privaten Problemen zur Seite, hatte sogar Ratschläge parat, wie junge Mädchen mit ihrer ersten Periode umgehen sollen und umarmte sie, wenn sie traurig waren. Und er gab ihnen Kosenamen, nannte sie "Schatz" und "Mausi".

Ungeeignet

"Was interessiert Sie die Regel von Ihren Schülerinnen? Das ist ein völlig verfehltes, distanzloses Verhalten", empört sich Richter Helmut Neumar am Landesgericht Korneuburg. "Irgendwann hat es dazu kommen müssen." Dazu, damit sind Vorwürfe einer 12-Jährigen gemeint. Das Mädchen beschuldigte den Lehrer, es geküsst und berührt zu haben. In der Verhandlung kommen zwar deutliche Zweifel an die Oberfläche. Aber: "Sie sind völlig ungeeignet für diesen Beruf", sagt der Richter in Richtung Lehrer.

Die 12-Jährige dürfte die Geschichte erfunden haben. Sie war in den Lehrer verliebt, gab ihm sogar ihr Tagebuch, in dem sie über ihre Eifersucht geschrieben hatte. "Sie hat mich als Vaterfigur gesehen, ich war ihre Vertrauensperson", erzählt der Lehrer. Und daran wollte er auch nichts ändern, als sie ihm die Liebe gestand.

Der Prozess endet mit einem - nicht rechtskräftigen - Freispruch. Der Lehrer darf wieder unterrichten. Trotzdem: "Entweder Sie lassen sich nachschulen oder Sie geben den Beruf auf", rät ihm der Richter.

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