Die Kamera als Begleiter auf dem Weg ins Leben

Künstlerische Babyfotos boomen. Nicole Schöller hat auch Geburten im Fokus.
Junge Niederösterreicherin setzt auf Geburtsfotografie. Sie hält die ersten intimen Momente zwischen Mutter und Kind fest.

„Ich hab’ abgedrückt, das erste Foto am Kamera-Display kontrolliert und sofort Gänsehaut gehabt.“ Nicole Schöller schaut zum Atelierfenster hinaus, ihr Blick verliert sich kurz in den sanften Hügeln des niederösterreichischen Traisentals. Sie lächelt. „Endlich kann ich das tun, was ich immer wollte.“

Die 29-Jährige hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Sie wollte immer mit Kindern arbeiten, heute fotografiert sie die Kleinsten. Mehr noch, sie dokumentiert ihre allerersten Lebenssekunden.

Auf den Spuren von Anne Geddes

Babyfotografie boomt in Österreich. Immer mehr Eltern wollen ihren Nachwuchs möglichst früh in süßen Posen ablichten lassen. Es war die Australierin Anne Geddes, die in den 1990er-Jahren den Boom ausgelöst hat. Ihre Darstellungen von Babys und Kleinkindern schmücken Kalender und Grußkarten. Ihre in den frühen 2000ern veröffentlichten Bildbände mit den traumhaft anmutenden Kinder-Darstellungen waren Verkaufsschlager. Geddes fand unzählige Nachahmer. Australien ist bis heute so etwas wie das Mutterland der Neugeborenenfotografie.

Die Kamera als Begleiter auf dem Weg ins Leben
Fotografin Nicole Schöller, Reichersdorf, NÖ
Auch Nicole Schöller beschafft die Requisiten für ihre Shootings ausschließlich in Down Under – für sie eine Frage der Qualität. Babyfotografin war nicht der erste Berufswunsch der gebürtigen Herzogenburgerin: „Ich wollte eigentlich Kinderkrankenschwester werden“, erzählt sie. Daraus wurde aber nichts: „Mir wurde gesagt, ich gehe zu viel ins Helfen hinein. Ich lebe zu sehr mit den kranken Kindern mit.“

Schöller wandte sich ihrer zweiten Leidenschaft zu: „Fotografiert habe ich immer schon gern, schon als Kind. Auf Familienfeiern war immer ich die mit der Kamera.“ Im April 2016 hat sie sich als Berufsfotografin selbstständig gemacht. Ihren Fokus richtete sie aber stets auf die Kleinsten – und ihre Eltern. „Ich will anderen Müttern unvergessliche Erinnerungen an die erste Zeit mit ihrem liebsten Schatz bereiten“, sagt Schöller, selbst Mutter von zwei Kindern. Tochter Celina ist acht, Sohn Noah kam vor rund zweieinhalb Jahren zur Welt. „Er war ein Kaiserschnitt. Darum habe ich mein Kind nicht gleich nach der Geburt halten können. Das hat mir sehr gefehlt.“

Erinnerung

Dieses Erlebnis ließ in der Fotografin die Idee reifen, den Moment der Geburt für andere Mütter festzuhalten. „In der Regel blendet man bei einer Geburt als Frau ja alles aus, ist ganz im Geburtsschmerz drinnen und hat kaum Erinnerungen an den Moment.“ Darum bietet Schöller jetzt Geburtsfotografie an. Sie hält die ersten Momente im Leben der Neugeborenen fest. Und die ersten ganz intimen Momente zwischen Mutter und Kind. „Es ist für mich eine Ehre, da dabei sein zu dürfen. Es ist ein richtig gutes Gefühl.“

Nicole Schöller verzichtet bei ihren Shootings gänzlich auf künstliche Lichtquellen und arbeitet in ihrem Atelier in Reichersdorf, Bezirk St. Pölten, ausschließlich mit Tageslicht. So werden die empfindlichen Augen der Babys keinem Blitzlicht ausgesetzt.

Für Mütter, die die schmerzhafte Erfahrung einer Fehl- oder Totgeburt machen mussten, später aber ein gesundes Kind zur Welt bringen („Regenbogenbaby“), bietet Schöller Gratis-Shootings an.

Sämtliche Informationen zum Portfolio der Fotografin gibt es im Internet unter: www.newbornphotography-by-nicoleschoeller.at

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