Die ganze Welt der Wachau auf 1350 Seiten erleben

Die Begeisterung von Friedrich Friedl für seine Wahlheimat gipfelte in einem Standardwerk über die Wachau
Andere hätten ein Fotoalbum kreiert, Friedrich Friedl schuf Standardwerk über die Wachau.

"Wenn ich etwas mache, dann ordentlich", stellt Friedrich Friedl fest. An dieses Motto hält sich der ehemalige Manager anscheinend auch in seinem (nur sogenannten) Ruhestand. So uferte die interessierte Beschäftigung des inzwischen 75-jährigen Wieners mit der Wachau, wo seine Familie einen Nebenwohnsitz hat, aus. Was bei anderen höchstens ein Fotoalbum geworden wäre, hat sich bei ihm zu einem zweibändigen Standardwerk über die Wachau mit 1350 Seiten entwickelt.

Es deckt nicht nur die Bereiche Geschichte, Kultur und Natur ab, sondern bettet die Entwicklungen zum besseren Verständnis ins Weltgeschehen ein. "In Krems verkauft sich besonders der Bildband gut. Der fasst die Informationen kompakt zusammen und macht vielleicht Lust auf die andern Bücher."

Wobei sich das Werk – Band 1 über die Wachau, Band 2 über den Wein – zur Familienarbeit entwickelte: "Meine Frau Hedy und mein Sohn Markus waren die ersten Korrekturleser", erzählt Friedl. Beide brachten auch einiges ein: Die Frau ihr Fachwissen über Pflanzen, der Sohn den naturwissenschaftlich-kritischen Ansatz.

Von Winzern und Äbten

Hilfreich waren Gespräche mit Spezialisten: "Die Winzerfamilie Höllmüller durfte ich ein ganzes Jahr lang bei ihrer Arbeit begleiten", nennt Friedl ein Beispiel. In der Danksagung findet sich ein Who-is-who der Wachauer Persönlichkeiten, die Liste reicht von Topwinzern und der Weinmarketing-Gesellschaft über Tourismusfachleute bis zu den Äbten der Klöster Göttweig und Melk.

Nicht nur Kenner der Wachau werden deshalb ihre Freude mit dem Werk haben. Autor Friedl hat an der Wachau Interessierten die Mühe abgenommen, sich jahrelang in der Region herumzutreiben, unzählige Gespräche zu führen, Bibliotheken zu durchforsten, Weinbaukurse zu besuchen, Experten zu befragen und Fotos zu schießen. Das Ergebnis: eine Art "Standardwerk" mit dem Titel "Wachau Wein Welt", das die Geschichte der Region in Bezug zum Weltgeschehen aufarbeitet. Wobei sich der historische Bogen von der Urzeit bis zur Gegenwart zieht. Gleichzeitig lockert das eine oder andere Gedicht Friedls die Fülle an Informationen auf. Daneben vergisst er auch nicht auf die dunklen Flecken der Vergangenheit, wie die Außenstelle des KZ Mauthausen in Melk.

Bei allen Schätzen und Ursprünglichkeiten der einmaligen Region sieht Friedl die Zukunft der Wachau problematisch. "Um die Einmaligkeit zu erhalten, wird eine überregionale Regelung notwendig sein, damit nicht der einzelne Bürgermeister zuständig ist. Denn die kleinen Einzelsünden häufen sich."

Buchtipp: "Wachau Wein Welt. Ein kulturgeschichtliches Kaleidoskop" von Fritz Friedl. ISBN: 978-3-99028-529-9, 44 Euro.

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