Der Angriff der Borkenkäfer

Borkenkäfer Waldviertel - Lokalaugenschein im Dunkelsteinerwald mit Bezirksförster Martin Koppensteiner
Hitze und Trockenheit haben das Feld für ihre Invasion bereitet, Fichtenwald ist am stärksten bedroht.

Die aktuelle Situation in vielen Wäldern Ostösterreichs lässt Forstleute mit Schaudern an die Borkenkäfer-Katastrophe denken, die vor 20 Jahren weitläufige Fichtenbestände zerstörte. Besonders betroffen ist wieder einmal das niederösterreichische Waldviertel, wo seinerzeit Borkenkäfer alleine auf dem Manhartsberg gut 1000 Hektar Kahlschlag erzwangen. Wieder sind es die kritisierten Fichtenmonokulturen, die am stärksten leiden.

Faktoren

Die Dürre des heißen Sommers 2015, dazu der Eisbruch und ein starkes Samenjahr haben viele Bäume geschwächt und sie anfällig für den Angriff der Käfer gemacht. Buchdrucker und Kupferstecher heißen die häufigsten Arten – wegen der gleichmäßigen Muster, die sie mit ihren Gängen in die Rinde schneiden.

Nun steht die Situation wieder einmal an der Kippe: Alles hängt davon ab, ob Grundbesitzer die befallenen Käferbäume rechtzeitig aufarbeiten, um ein weiteres Ausfliegen der Insekten zu vermeiden. Und wie viel Niederschläge der kommende Winter bringt. Reinen Fichtenbeständen an ungeeigneten Standorten wird es wohl über kurz oder lang an den Kragen gehen.

Zeit drängt

Karl Schuster von der nö. Landeslandwirtschaftskammer bestätigt, dass es im ganzen Land Probleme gibt, dass sich diese aber besonders auf das Waldviertel konzentrieren. "Wenn man sieht, dass grüne Fichten Nadeln verlieren, dann ist das ein Alarmzeichen", erklärt er. Und er erneuert den Appell an Waldbesitzer, befallene Bäume nicht nur umzuschneiden, sondern so schnell wie möglich zu entfernen – ehe Käfer ausfliegen.

"Die Bauern haben nach der Ernte jetzt erst wieder einen Kopf für die Waldarbeit", ergänzt Schuster. Deshalb werden die Schadholzmengen erst in den kommenden Monaten klar werden. Besonders in den Weinbaugebieten, wo jetzt erst die Lese beginnt, muss man allerdings mit Verzögerungen bei der Waldarbeit rechnen. Den Winzern fehlt die Kapazität, an zwei "Fronten" gleichzeitig zu arbeiten. Das könnte sich fatal auswirken, falls das Wetter durch Wärme und Trockenheit der kommenden Wochen ein weiters Ausfliegen der Borkenkäfer begünstigt. Kommt aber ein nasser Herbst, dem ein niederschlagsreicher Winter folgt, wie viele hoffen, dann könnte das die Situation etwas entschärfen.

Mitarbeiter der Bezirksforstämter sind derzeit jedenfalls enorm gefordert. Sie sind nahezu pausenlos unterwegs, um befallene Bäume ausfindig zu machen und die Grundbesitzer zu ermuntern und zu ermahnen. Wenn das alles nicht hilft, müssen sie inzwischen reihenweise behördliche Anordnungen verschicken. Hunderte wurden in vielen Verwaltungsbezirken bereits versandt.

Umdenken

Zwar raten Kammer und Bezirksförster seit Langem, auf anfällige Fichtenmonokulturen zu verzichten. Doch die stellen immer noch eine große Versuchung für Grundbesitzer dar. "Weil sie gerade am Anfang viel weniger Arbeit machen als Laubbäume, die man ständig in Form bringen muss. Außerdem sind Fichten bei der Sägeindustrie gefragt", erläutert Schuster. Naturverjüngung (natürliches Ansamen statt Auspflanzen von Bäumen) und Einzelentnahme von Stämmen statt Kahlschlag gelten als schonender, setzen sich aber nur zögernd durch. Demnächst treffen Fachleute zusammen, um das Thema "Käfer" zu erörtern. Dann gibt es auch erstmals einen Gesamtüberblick über die aktuelle Schadenslage.

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