Das Sonnentor-Phänomen

Sprögnitz: Platzverschönerung durch Marianne Loimayer
Mit den Kräutern kam viel Arbeit in Waldviertler Bauerndorf, schon 300 Jobs.

Wer das Dorf Sprögnitz googelt, findet – zuallererst – die Firma Sonnentor. Erst am unteren Ende der Bildschirmseite verrät Wikipedia, dass das Dorf im niederösterreichischen Waldviertel bei der letzten Volkszählung 126 Einwohner hatte und zur Gemeinde Großgöttfritz gehört.

Wer sich mit dem Auto von Osten annähert, bekommt einen ähnlichen Eindruck. Das Restaurant "Leibspeis", der Shop, die Produktionshallen des 1988 gegründeten Bioprodukte–Vermarkters beherrschen diese Seite des Ortes. Doch nähert man sich der Ortsmitte mit der Kapelle, so bemerkt man die Anwesenheit des ständig wachsenden Betriebes von Hannes Gutmann nur noch indirekt.

Idylle

Schmucke Höfe und Häuser, von denen die meisten frisch renoviert wirken, gruppieren sich um grüne Wiesen. "So schön waren die Häuser früher nicht", sagt Karoline Trinkl, die vor Jahrzehnten der Liebe wegen von Wiener Neustadt ins Waldviertel übersiedelt ist. "Vorher hat es da gar nix gegeben. Der letzte Wirt hatte längst zugesperrt. Sprögnitz war früher unscheinbar, aber seit es den Gutmann hier gibt, hat sich unheimlich viel getan. Heute haben die Leute Arbeit. Jetzt kann ich auch manchmal in die Leibspeis auf einen Kaffee gehen", erzählt Trinkl. Ob es auch Kritik gibt? "Davon habe ich noch nix gehört", sagt Trinkl.

"Naja, manche ärgern sich, wenn eine Gruppe Pensionisten aus dem Bus aussteigt und sie warten müssen, bis die in aller Ruhe über die Straße gegangen sind", erzählt ein Dorfbewohner, der aber nicht genannt werden will.

Lebhafter

"Der Ort ist lebhafter geworden, es hat sich einiges getan. Jetzt bleiben viele Junge hier, die sonst abwandern würden", meint Gunter Hofmann, der eine Tischlerei betreibt.

"Nachteil ist es keiner, dass der Gutmann da ist. Er hat Arbeit gebracht. Meine Tochter arbeitet auch bei ihm", berichtet Herbert Rauch. Sein Anwesen fällt als einziges aus dem Rahmen, denn es ist zu einem Großteil abgebrannt und wird gerade neu errichtet.

"Alle bemühen sich jetzt, das Dorf schön zu gestalten. Ich bin beim Ortsverschönerungsverein für die Kapelle und den Brunnen zuständig, andere für den Bereich bei ihren Häusern", erzählt Marianne Loimayer und zeigt auf das einladende Plätzchen, das sie mit einem Heumandl geschmückt hat. Die pensionierte Landwirtin baut nur noch Mohn an, den sie großteils an Sonnentor abgibt. Und an einige der vielen Wanderer, die gegen eine kleine Spende einen Bund aus einem Korb vor ihrem Haus nehmen dürfen, wenn sie sich auf den Kräuterwanderweg begeben.

Das Sonnentor-Phänomen
Sprögnitz - Hannes Gutmann

"40.000 Besucher pro Jahr haben wir gezählt, es sind aber bestimmt mehr. Diesen August haben wir den dreihundertsten Mitarbeiter angestellt", sagt Hannes Gutmann. In Sprögnitz hat er mehrere Gebäude gekauft. Auch einen Hof, den er mit seiner Familie bewohnt. "Ich bin dankbar, dass man mit Nachbarn reden kann, wenn wir Expansionsflächen benötigen. Denn ich bin überzeugt, dass wir noch auf das Dreifache wachsen", schätzt er. Ist sich aber auch der Bedeutung für die Gemeinde bewusst: "Großgöttfritz gehört zu den zehn Gemeinden mit der besten Bonität in Österreich."

Probleme

Gutmann spricht aber auch Belastungen an, die er auslöst: "Wir verursachen natürlich Schwerverkehr. Durch eine Zufahrt, die uns die Gemeinde gebaut hat, konnten wir die Fahrzeuge im Ort reduzieren. Wenn die Frequenz zu sehr steigt, werden wir den Ort komplett umfahren." "So etwas wäre Landessache, das derheben wir nicht alleine", meint dazu der Bürgermeister der Großgemeinde Großgöttfritz, Johann Hofbauer. Auch er freut sich, dass das Dorf so aufgeblüht ist.

"Die Zusammenarbeit mit der Firma ist sehr gut, ein neues Gasthaus sperrt auch selten auf. Die Auswirkungen sind durchwegs positiv", findet Hofbauer.

www.sonnentor.com

www.grossgoettfritz.com

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