"Das ist bittere Arbeitsvernichtung"

"Das ist bittere Arbeitsvernichtung"
ÖBB-Technikzentrum wird nicht zugesperrt, aber entvölkert: 404 von 572 Mitarbeitern kommen unter die Räder.

Was da passiert, ist ein Verbrechen. Arbeitsvernichtung, weil wir besser als die anderen waren. Man wird ganz einfach allein gelassen - das ist bitter." Gerhard Bandion, 50, hat schon motivierter die Schicht im "Technische Services"-Werk St. Pölten beendet. Auch sein Kollege Günther Pölderl ist nach 28 Betriebsjahren am Boden zerstört. "Dass was in der Luft liegt, wussten wir, aber dass es so krass wird, hat uns beinhart überrascht." Man habe "angezaht als wie" und jetzt bekomme man "als Dank den Fußtritt".

"Das ist bittere Arbeitsvernichtung"

Seit Montagnachmittag weiß die TS-Belegschaft in St. Pölten, dass der letzte Zerschlagungsakt der ÖBB-Technikschmiede eingeläutet ist. Da wurde das Personal von den Chefs über Grauslichkeiten informiert, die in einer internen "Managementinformation" (liegt dem KURIER vor) als "Restrukturierung" im Rahmen der "strategischen Neuausrichtung der ÖBB" geführt wird. Konsequenz: Der Standort St. Pölten soll zugunsten von Linz, Wien-Simmering und Jedlersdorf filetiert werden und die Belegschaft bis 2015 von derzeit 572 auf 168 schrumpfen.

"Das ist bittere Arbeitsvernichtung"

Ab Frühjahr 2012 soll der Personalabbau starten. Mit 50 Leiharbeitern und sukzessive jenen Eisenbahnern, die kündbar sind. Problem: 70 Prozent der Belegschaft sind pragmatisiert. Sie will man mittels Pendlerbussen zu den TS-Standorten Wien und Linz "verlagern".

Bei der Betriebsversammlung habe es regelrechte Beschimpfungen gegeben, berichten Teilnehmer. Die Belegschaft fühlt sich benutzt und verraten. Grund: Mit Zweischicht-Betrieb und einer Leistungsoffensive hat das TS-Werk bei Qualität und Durchlaufzeiten die anderen Standorte abgehängt.

Ost-Auslagerung

St. Pölten wird "Diesel-Kompetenzzentrum", heißt es großspurig im Managementpapier. Gleichzeitig liest man, dass die "Heavy Maintenance" der Nahverkehrstriebwägen (5047/5147) nach "CEE" verlagert werde. "CEE" steht für Ungarn und Slowakei.

"Die Belegschaft sagt: Wir haben alles gegeben, warum radiert‘s Ihr uns jetzt aus?", berichtet Betriebsrat Franz Raidl. Die Situation sei "extrem schwierig". Eine Schließung des TS-Werks sei "durch massivsten Widerstand verhindert worden", weiß SP-Verkehrssprecher und Nationalrat Anton Heinzl. Er fordert neue Arbeitsfelder statt Zusperren. "Meine Loyalität mit den ÖBB ist enden wollend."

Kommentare