Böheimkirchen: Kinder nicht in Schule, "weil Oma starb"

Volksschule in Böheimkirchen
Die Mutter hatte die Kinder am Montag vergangener Woche in der Schule für einige Tage entschuldigt - mit der Begründung, dass die Großmutter verstorben sei.

Nach der Bluttat mit sechs Toten in Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten-Land) haben sich Bürgermeister Abg. Johann Hell (SPÖ) und die Direktorin der Volksschule, Silvia Riedler, am Freitag in einem Pressegespräch "tief betroffen" gezeigt. "Wir trauern um die Familie", sagte Hell, die Marktgemeinde sei "tief bestürzt".

Die Familie habe sehr ruhig gelebt, Kontakt mit der Gemeinde habe es nur bei der Anmeldung nach dem Umzug gegeben, später nicht mehr. "Sie haben sich nicht in das gesellschaftliche Leben eingebracht", berichtete Hell, deshalb seien sie "nach außen nicht aufgefallen".

Böheimkirchen: Kinder nicht in Schule, "weil Oma starb"
ABD0039_20161202 - BÖHEIMKIRCHEN - ÖSTERREICH: ZU APA0136 VOM 2.12.2016 - (v.l.) Bürgermeister Johann Hell und VS-Direktorin Silvia Riedler am Freitag, 2. Dezember 2016, anl. der PK nach der Bluttat mit sechs Toten in Böheimkirchen. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER

Schwarze Fahne vor Volksschule

Vor der Volksschule im Zentrum von Böheimkirchen wehte am Freitag die schwarze Fahne, im Inneren des Gebäudes wurden die Kinder psychologisch betreut. "Wir sind alle zutiefst bestürzt und betroffen. Viele Kinder haben geweint", betonte die Direktorin. Auch kommende Woche werde das Team "immer wieder vor Ort sein", sagte Andrea Richter, Leiterin der Abteilung Schulpsychologie in NÖ.

Die Mutter (35) - und mutmaßliche Täterin - hatte ihre Kinder am Montag vergangener Woche in der Schule für einige Tage entschuldigt: mit der Begründung, dass die Großmutter verstorben sei, sagte die Direktorin. Die 35-Jährige habe von einem großen Schock für die Familie gesprochen, "deshalb haben wir uns gar nichts dabei gedacht", betonte Riedler.

In Schule "gut integriert"

Das getötete Mädchen besuchte die erste, ihre beiden Brüder gingen in die dritte und vierte Klasse. Die Kinder waren laut Direktorin "gut integriert", es handelte sich um eine "ganz normale Familie". Es habe ein "guter Kontakt zwischen der Mutter und den Lehrerinnen geherrscht", erzählte Riedler. "Die Kinder waren sehr behütet". Die 35-Jährige habe das Mädchen und die Buben manchmal bis zur Tür begleitet.

Am Freitag war ein Krisenteam aus drei Schulpsychologinnen und einem Beratungslehrer zur Betreuung in der Volksschule. Sie "unterstützen die Kinder, damit diese die Erlebnisse einordnen können", erklärte Richter. Es bestand die Möglichkeit für Schüler, Einzel- und Gruppengespräche zu führen. Es handle sich um Erlebnisse, "die nicht dem Alltag entsprechen und die den Kindern Angst machen", erklärte die Schulpsychologin.

Suche nach Motiv

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft St. Pölten laut Sprecherin Michaela Obenaus in Richtung Mord und Selbstmord. Die Staatsanwaltschaft habe noch am Donnerstag "die Obduktion der sechs Leichen angeordnet". Ein Gerichtsmediziner sei auch am Tatort gewesen. Die Arbeit in dem Haus im Ortsteil Schildberg bezeichnete die Sprecherin am Freitag als "noch nicht abgeschlossen".

Der Augenschein deutet laut Obenaus darauf hin, dass die 35-Jährige die Täterin war. Die Frau dürfte demnach ihre Mutter, ihren Bruder (41), ihre drei Kinder - ein Mädchen (7) und zwei Buben (9 und 10) - sowie schließlich sich selbst erschossen haben. Auch der Hund der Familie wurde getötet.

Das Motiv für die Bluttat "ist Gegenstand von Ermittlungen", sagte Obenaus weiter. Sie verwies zudem darauf, dass die Obduktion der Opfer mehrere Tage in Anspruch nehmen könnte.

Böheimkirchen: Kinder nicht in Schule, "weil Oma starb"
Coffins ans a hearse stand in front of a house where six people were found dead in Boeheimkirchen, Austria, December 1, 2016. REUTERS/Leonhard Foeger

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