Bärenpflegerin aus Leidenschaft, aber ohne Kuschel-Bonus

Bärenwald Arbesbach Vier Pfoten Sigrid Zederbauer
Respekt und Vertrauen sind für Sigrid Zederbauer die Säulen ihrer Beziehung zu Tieren.

Schon in ihrer Kindheit trat bei Sigrid Zederbauer die Tierliebe in den Vordergrund: Sie borgte Hunde zum Spazierengehen aus, hielt heimlich Frösche. Heute liebt sie es einige Nummern größer: Sie betreut Bären.

Die aus St. Pölten stammende Zoologin wollte vor zwölf Jahren eigentlich nur ehrenamtlich im Bärenwald von „Vier Pfoten“ im Waldviertel mitarbeiten – und wurde als Idealbesetzung vom Fleck weg engagiert. Das Studium der Zoologie war der einzig denkbare Weg der heute 41-Jährigen: „Ich kann keine Spritzen geben und schon gar keine Tiere einschläfern. Also konnte ich nicht Tierärztin werden“, schmunzelt sie. Nach dem Studium arbeitete sie in der Landwirtschaft, um die Lebensbedingungen vieler Nutztiere zu verbessern.

Derzeit ist sie mit ihren sieben Schützlingen voll ausgelastet. „Die können anspruchsvoll sein“, lacht Zederbauer. Vinzenz, Tom und Co brauchen Beschäftigung, damit sie nicht trübsinnig werden. Immer neue Herausforderungen unterstützen „normales“ Verhalten. Etwa durchlöcherte Gefäße, die immer nur wenige Rosinen frei geben. An heißen Tagen ist Gemüse, eingefroren in Eisblöcke, gleichzeitig Spielzeug, das im Teich schwimmt.

Tricks

Einfallsreichtum ist auch gefragt, wenn es darum geht, ein Medikament zu verabreichen: „Honig geht fast immer. Aber wenn nichts mehr hilft, nehmen wir Thunfisch in Öl. Da kann keiner widerstehen“, lacht sie.

Auch wenn sie die Tiere liebt: Zum Kuscheln kommt es nur, wenn Hausmittel nicht mehr helfen und ein Bär zur medizinischen Behandlung betäubt werden muss. „Das ist sehr selten. Dann laufen alle zusammen, Fell zu kraulen, Ohren zu knuffeln oder die Sohlen zu betasten.“ Das Wichtigste aus Zederbauers Sicht: „Respekt und Liebe.“ Die schönste Belohnung: „Wenn man merkt, dass sie einem vertrauen.“

Aus mehreren Ländern stammen die Bären, die in Arbesbach seit 1998 eine neue Heimat finden. Sie waren Gasthaus- oder Zirkus-Attraktionen, ehe die Organisation „Vier Pfoten“ sie befreite und ihnen im Waldviertel einen möglichst natürlichen Lebensraum bot: Höhlen für Rückzug oder Winterschlaf, ein Teich und viel Beschäftigungsprogramm holen die Tiere Schritt für Schritt aus ihren haltungsbedingten Verhaltensstörungen.

Der „Bärenwald“ ist bis in den Herbst täglich für Besucher geöffnet, die auch gern Futterspenden mitbringen können: Beliebt sind süßes Obst und Nüsse. Die helfen, Speck für den Winter zu bilden. Die Einrichtung informiert eingehend über Bären und hat seit heuer auch eine neue Attraktion: Einen Spurenpark, der Spuren vorbei ziehender Tiere nicht nur zoologisch, sondern auch philosophisch und künstlerisch interpretiert.

www.baerenwald.at

Vinzenz und Liese wurden von Zirkusdompteuren in Österreich zurückgelassen und waren neun Jahre lang Touristenattraktion auf der Gemeindealpe. Brumca lebte als Privatbesitz in einem Verschlag. Tom & Jerry reisten in einem viel zu engen Zirkuswagen durch Europa. Auch Zirkusbärin Lara lebte in einem Zirkuswagen. Eddie wurde viel zu früh in einem syrischen Zoo von der Mutter getrennt. Alle haben Verhaltensstörungen.

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