Streit um die Plastikmöbel

Streit um die Plastikmöbel
"Urbaner Charakter" oder "Verschandelung" – die Enzis sorgen für Diskussionen.

Aus dem Wiener Museumsquartier sind sie nicht wegzudenken, die Enzis und ihre Nachfolger, die Enzos – jene bunten Kunststoffelemente, auf denen die Besucher zwischen Mumok und Sammlung Leopold entspannen. Für die Österreich-Werbung gingen sie sogar auf Tour durch London, Berlin und Madrid. Jetzt haben sie sogar Baden erreicht: Für die Neugestaltung des Josefsplatzes wurden fünf Enzis angekauft.

Und die stoßen in der Kurstadt nicht nur auf Gegenliebe. "Passt einfach nicht hier her", meint eine ältere Passantin am Donnerstag Vormittag mit skeptischem Blick auf die babyblauen "Möbel", die wegen des Wetters auf ihren bestimmungsgemäßen Gebrauch warten. "Eh cool", zucken hingegen zwei Burschen die Schultern.

Für die oppositionelle Bürgerliste "wir badener" sind die Enzis eine "Verschandelung" der klassischen Umgebung. "Als ob die kahle Steinwüste als Ergebnis der sündteuren Umgestaltung nicht schon genug wäre," echauffiert sich Bürgerlisten-Stadtrat Jowi Trenner. Die Plastikbänke würden vielleicht ins MQ passen, ins beschauliche Baden aber nicht.

Während sich die Bürger an viele Vorschriften wie Schutzzonen, Ensembleschutz und Denkmalschutz zu halten hätten, macht, so Trenner, "die schwarz-grüne Stadtregierung was sie will, pfeift sich einen Schmarren um das Ensemble rund um den Josefsplatz."

850.000 Euro

Von einem "neuen, urbanen Charakter" des Platzes spricht hingegen VP-Gemeinderat und Pressesprecher Gottfried Forsthuber. Der Kritik Trenners kann er nichts abgewinnen: "Wir wollen Bewegung in die Stadt bringen und neue Akzente setzen. Offenbar lebt die Trenner-Partei nur mehr in der Vergangenheit. Unsere Vision für Baden heißt Zukunft und Veränderung."

Rund 3000 Euro kosten die Enzis – pro Stück. 850.000 Euro hat die Umgestaltung des Josefsplatzes insgesamt gekostet, wobei vom Land eine Förderung von über 300.000 Euro kommen soll. Neben der Pflasterung und Beleuchtung wurde auch die öffentliche Toilette erneuert. Der Platz wurde neu verkabelt, um besser für Veranstaltungen gerüstet zu sein – und schließlich wurde der Mühlbach frei gelegt. Auch das kritisiert die Liste "wir badener" heftig. Es fehle an Sicherheitsgittern für Kinder und kleine Tiere.

Während man in Baden schon über die Möblierung diskutiert, denkt man in Wiener Neustadt noch über grundsätzlicheres nach. Nach einer Initiative von SPÖ-Bürgermeister Bernhard Müller, einen Teil des Hauptplatzes zur Fußgängerzone zu machen, legten die Grünen ihr Konzept für ein generelles Autoverbot vor – der KURIER berichtete. Jetzt schaltet sich auch die Stadt-VP ein. Vizebürgermeister Christian Stocker will mehr Wohlfühlatmosphäre im "Wohnzimmer der Stadt". Eine teilweise Fußgängerzone begrüßt er, fordert aber auch eine Neugestaltung des Marktes. "Rund um das Hauptplatz-Grätzl, in einheitlichem Erscheinungsbild", denkt er an Stände wie auf dem Wiener Naschmarkt oder dem Grünen Markt in Baden. Die Stadt soll diese anschaffen, um sie den Betreibern günstig zu vermieten.

In Mödling sorgen aktuell Pläne zur Neugestaltung des Bahnhofsplatzes für Aufregung. Einigen Anrainern stößt das kürzlich präsentierte Konzept, das ein hölzernes Sonnendeck an Stelle des derzeitigen Busbahnhofes vorsieht, sauer auf. Nun mischt sich auch die Opposition ein.

Weil die NÖ Wohnbaugruppe ihr Büro ausbauen will, könnte das Viertel umgebaut werden. Nach den ersten Ideen sollen die Bushaltestellen verlegt werden und eine neue Verkehrsführung entstehen. Genau diese Kombination der Bauvorhaben stört Anrainer und auch die SPÖ. Zudem wird ein generelles Verkehrskonzept für die Stadt und besonders für die Gebiete rund um den Bahnhof gefordert. Die rote Fraktion in der Stadtregierung fordert sogar eine Volksbefragung, keinesfalls dürfe bei der Bahnhofs-Umgestaltung Grünraum geopfert werden.

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