Auf Hochwasser folgt Spendenflut

APA13055258-2 - 04062013 - KREMS - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT CI - Der Hochwasserschutz in Krems-Stein aufgenommen am Dienstag, 4. Juni 2013. Nach den heftigen Regenfällen in Österreich ist es zu schweren Überschwemmungen gekommen. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Bis zu 100 Millionen Euro Flutschäden, Soforthilfen fließen, Großspenden laufen jetzt ein.

Niederösterreich rückt nicht nur zusammen, wenn das Hochwasser und tatkräftige Hilfe gefragt ist. Es hält auch zusammen, wenn die Folgen beseitigt werden und Geld für die Behebung der Schäden notwendig ist.“ Rund ein Monat nach der Flut laufen derzeit bei Landeshauptmann Erwin Pröll die Großspenden ein. Eine Zwischenbilanz zeigt: Obwohl die Schutzbauten Schlimmeres verhindert haben, wird das Spendengeld dringend benötigt.

So auch der Scheck über 1,065 Millionen Euro, den der Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Erwin Hameseder, am Montag an Pröll übergab. „Unser Dank gilt allen, die mit ihrer Spende zur Linderung unverschuldet in Not geratener Menschen beigetragen haben“, sagt Hameseder. Bereits während er Flut hat Raiffeisen mit 15 Erdbewegungs- und 40 Entfeuchtungsgeräten geholfen. Das Spendenkonto hatte man zu Beginn mit 50.000 Euro aus eigenen Mitteln dotiert. Über die Verwendung des Geldes entscheidet nun das Land.

Auf Hochwasser folgt Spendenflut
Hochwasserhilfe Scheckübergabe

Auch andere Großspender haben eingecheckt. Etwa die Firma Steyr, die 10.000 Euro für St. Valentin zur Verfügung stellte: „Wir haben bisher viel Unterstützung seitens der Stadt erfahren. Es ist für uns Ehrensache, dem Ort und der Region zu helfen.“ Und Franz Chabek aus Nöhagen, Bezirk Krems, sagt: „Leider machten auch Freunde Erfahrungen mit der unbändigen Kraft des Wassers. Ich bin mir sicher, dass mein Geld so besser investiert ist.“ Die Firmenfeier seines Betriebs „Zur alten Schmiede“ sagte er ab und spendete statt dessen 10.000 Euro.

Insgesamt liefen bisher 1850 Schadensmeldungen ein. Gesamtsumme der privaten Flutschäden: 64 Millionen Euro. In 900 Fällen hat das Land bereits Soforthilfen ausbezahlt – insgesamt 6,3 Millionen Euro. Die Gemeindeschäden belaufen sich derzeit auf 5 Millionen Euro – die Erhebungen laufen hier aber noch. „Insgesamt gehe ich von 80 bis 100 Millionen Euro Schaden aus“, bilanziert der zuständige Landesrat Stephan Pernkopf im KURIER-Gespräch. „Bei der Flut 2002 lagen wir bei 240 Millionen Euro. Man kann also sagen, die Hochwasser-Schutzbauten haben 150 Millionen Euro Schaden vermieden.“

Und der Ausbau des Flutschutzes wird nun rascher voranschreiten. Ab 2014 werden die Gesamtmittel aufgestockt: Wurden heuer von Bund, Land und Gemeinden noch 67 Millionen Euro ausgegeben, werden es ab kommenden Jahr 103 Millionen Euro pro Jahr sein. Damit werden Schutzprojekte im ganzen Land – von mobilen Wänden bis zur Wildbachverbauung – bedient. Das bedeutet auch, dass der gesamte Hochwasserschutz entlang der Donau bereits im Jahr 2019 statt 2023 fertig ist.

Alarmpläne

Detailfragen, die sich während der Flut ergaben, wurden geklärt. So war etwa unklar, wie die Schutzwände reagieren, wenn ein größerer Gegenstand dagegen schrammt. Damit diese Gefahr bei künftigen Naturkatastrophen weitgehend ausgeschlossen werden kann, ließ Landeschef Pröll die Alarmpläne überarbeiten. „Das ist bereits geschehen“, erläutert Pernkopf. Die Treibgut-Gefahr gehe am ehesten vom unmittelbaren Umfeld der Schutzbauten aus. Dass etwa schwere Container über zig Kilometer mitgerissen werden, sei aufgrund der zahlreichen Kraftwerksmauern eher unwahrscheinlich. Daher: „Alles, was sich bei Hochwasser selbstständig machen könnte, muss von den Gemeinden bei Alarmierung weggeräumt werden.“

Handlungsbedarf besteht nun noch bei der Dammsanierung. Die teilweise stark durchlöcherten und durchweichten Dämme entlang der Donau müssen repariert werden – eine Bundesangelegenheit. Auch das wird Geld kosten: In einzelne Abschnitte müssen nach Auskunft von Insidern mehrere Millionen Euro investiert werden.

Fakten

64 Mio. Euro betragen die privaten Flutschäden.

5 Mio. Euro betragen bisher die Infrastrukturschäden der Gemeinden.

1850 Schadensmeldungen sind bisher eingegangen.

900 Fälle wurden bereits bearbeitet, Land zahlte 6,3 Mio. Euro Soforthilfe aus

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