In Traiskirchen steigt die Fieberkurve

In Traiskirchen steigt die Fieberkurve
Im Erstaufnahmezentrum müssen sich ab sofort Flüchtlinge aus Westafrika einem Fiebertest unterziehen.

Landeshauptmann Erwin Pröll zog bereits im Juni die Handbremse. Aufnahmestopp im mit knapp 1600 Asylwerbern überfüllten Erstaufnahmezentrum Traiskirchen. „Wegen menschlicher und sicherheitstechnischer Gründe“, argumentierte Pröll damals.

Die zuständige Bezirkshauptmannschaft Baden forderte daraufhin von der in Traiskirchen engagierten Sicherheitsfirma ORS Service GmbH ein seriöses Konzept ein. Bezirkshauptmann Heinz Zimper sprach Freitag von „Bewegung in der Causa. Es gibt bereits einige Verbesserungen. Derzeit arbeitet ORS an dem neuen Sicherheitsplan. Man hält sich an den Bescheid. Wir warten aber noch auf das Papier.“

Ebola-Fiebermessungen

Doch neben den kritisierten Sicherheitsmängeln (speziell auf hygienisch-medizinischer Basis) sieht sich ORS auch seit einer Woche mit der Ebola-Problematik konfrontiert. Wie der KURIER erfuhr, werden mittlerweile bei Erstaufnahmen Fiebermessungen durchgeführt. Unternehmenssprecher Wilhelm Brunner erklärt: „Wir haben exakt festgelegt, welche Flüchtlinge zu den Risikogruppen gehören. Betroffen davon sind vor allem Liberia, Guinea und Sierra Leone.“

In Traiskirchen angekommen, werden Asylwerber aus Westafrika einer Fiebermessung unterzogen. Zeigt die Körpertemperatur 38,5 Grad, wird ein Ebola-Verdacht angenommen, Mediziner werden beigezogen und der Notfallplan gestartet. „Bis dato gab es noch keinen Alarm“, sagt Brunner.

„Es gibt minutiöse Pläne für Isolation und Behandlung allfälliger Ebola-Patienten, und das Personal ist gut geschult. Österreich ist auf alle Eventualitäten vorbereitet“, ließ Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser Mitte dieser Woche im Ministerrat wissen.

Eine weitere Infektionsgefahr in Traiskirchen betrifft Polio (Kinderlähmung). So kritisierte ein Gutachter im Sommer, dass „fast keine Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter in den Beratungsstellen ergriffen wurden. Zitat: Die Mitarbeiter in der Betreuungsstelle Ost (Traiskirchen) sind hinsichtlich etwaiger Gefahren bestmöglich zu schützen – wie zum Beispiel durch Schutzimpfungen ...

ORS-Sprecher Brunner will diese Kritik nicht akzeptieren: „Unsere Mitarbeiter werden ein Mal jährlich auf die Krankheitsbilder von Tuberkulose, Hepatitis, Hirnhautentzündung, Grippe, Polio und allen Kinderkrankheiten wie Röteln und Mumps gecheckt.“

Allerdings herrscht auch im Erstaufnahmezentrum Nervosität. Die 100 ORS-Mitarbeiter erhielten ein Infoblatt betreffend Ansteckungsmöglichkeiten und Vorbeugemaßnahmen. Auch eine Arbeitsmedizinerin wurde engagiert. Sie soll informieren sowie die Maßnahmen kontrollieren. Und um den erhöhten Betreuungsaufwand in den Griff zu bekommen, stockte die Sicherheitsfirma das Personal um 20 Mitarbeiter auf. Am Freitag standen 1497 Asylwerber in der Betreuungsstelle Ost in der Grundversorgung.

„Situation nicht herunterspielen“

Für Traiskirchens SP-Bürgermeister Andreas Babler ist „höchste Vorsicht geboten. Ich habe heute ein Mail an die Bezirkshauptmannschaft geschickt. Darin fordere ich kommende Woche eine Besprechung zum Thema Traiskirchen. Wir tragen gegenüber der Bevölkerung die Verantwortung. Die aktuelle Situation kann man nicht herunterspielen.“ Karl- Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, dazu: „Alle Auflagen der Behörde werden eingehalten.“

Obwohl die Austrian Airlines die betroffenen Ebola-Gebiete in Westafrika nicht direkt anfliegen, ist das Personal für den – derzeit unwahrscheinlichen – Fall, dass ein Passagier entsprechende Verdachts-Symptome aufweist, gerüstet. „Wir nehmen das Problem natürlich sehr ernst, eine Panik aber ist völlig fehl am Platz“, betonte AUA-Sprecher Peter Hödl am Freitag.

Passagiere aus den Krisenregionen werden bereits an den Flughäfen in Westafrika als auch an ihren Ziel-Destinationen darüber befragt, ob sie mit erkrankten Personen bzw. mit Erreger-haltigen Material in Kontakt gekommen sind. Zusätzlich werden sie auf Symptome kontrolliert. Zudem ist nach derzeitigem Wissensstand, so Hödl weiter, Ebola erst dann übertragbar, sobald der Betroffene etwa drei Wochen nach der Infektion Anzeichen einer Erkrankung zeigt. Dass ein infizierter Passagier an Bord eines Kurz- oder Mittelstreckenfluges Symptome entwickelt, ist daher unwahrscheinlich. Denkbar ist das eher auf der Langstrecke.

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